OO-CC Tirol

2021 Rock`n Roll Tirol

Wieder eine Tour mit Corona-Vorzeichen. Doch beginnen wir am Anfang. Eigentlich sollte es ja im August auf die Isle of Man zur Manx Grand Prix (Quasi TT-Classic) gehen. Die wurde aber bereits im März abgesagt. Es muß also ein neuer Plan her. Erste Ideen sind in der Überlegung. Anstatt der 4 Tage auf der IoM steht eine Runde durch Schottland zur Diskussion. Oder aber auch eine erweiterte Runde durch Wales und Cornwall. Alles ist natürlich abhängig von der generellen Situation im Königreich. Es ist aktuell noch nicht klar, ob alle Teilnehmer bis August eine Impfung bekommen haben und wie sich generell die Ein- und Ausreisbedingungen nach GB gestalten. Letztlich haben wir uns für eine weitere Verschiebung der MAN-Tour auf 2022 entscheiden. Sehr hilfreich war dabei, dass wir die Fähre Rotterdam-Hull und zur MAN umbuchen konnten. Auch alle Hotels konnten storniert bzw. umgebucht werden. So werden wir im kommenden Jahr dann wohl den dritten Versuch starten. Allerdings "nur" zur Trainingswoche der Tourist-Trophy. Dafür hat Thomas aber ein schönes Hotel direkt in Douglas buchen können.

Ende August werden wir für 10 Tage nach Tirol fahren. Thomas bucht bereits Mitte März 2 Zimmer im Hotel Fernblick in Fiss. Vor dort aus wollen wir dann Rundfahrten zu den Pässen, Hochstraßen und sonstigen Sehenswürdigkeiten Tirols unternehmen. Ich bin schon sehr gespannt auf das Hotel. Vor einigen JAhren wollte ich mit den Wörmlitzbikern dort schon einmal übernachten. Leider war kein Zimmer mehr frei und wir sind in ein Hotel in Serfaus ausgewichen, welches der Schwester des Inhabers Andi gehört.

Mitte März bin ich schon mal beim BMW-Dealer in Leipzig. Der rechte Heizgriff ist defekt und soll getauscht werden. Außerdem ist der Wechsel der Batterie notwendig. Bei fluffigen 7 Grad geht es gegen 12:00 Uhr los. Um 13:00 Uhr ist Termin. Ich bin pünktlich dort und nach 50 Minuten ist alles erledigt. O.K. dann sollte für die Tour im August alles vorbereitet sein. Klappi spendiert seiner Werkzeugbox noch eine akkubetriebene Luftpumpe. Im Falle einer Reifenpanne (wie letztes Jahr bei meiner Maschine) erspart das mühseliges Aufpumpen per Hand. Wie lautet ein alter (Ossi)-Spruch - Man muß aus den Erfahrungen des großen Vaterländischen Krieges lernen. Thomas stellt mehrere mögliche Routen für die Tage in Tirol auf unsere gemeinsame Wolke (Cloud ) ein. Ich mache daraus jeweils eine GPX- bzw. ITN Datei, welche sich die Biker mit Navi auf Ihr Gerät laden können.

Im Laufe des Mai komme ich mit Frank von den Wörmlitzbikern ins Gespräch und erzähle im von der Fiss-Tour im August. Da er noch keinen Plan für die Tour 2021 hat, stimmt er sich kurzerhand mit Jens ab und die beiden buchen zur gleichen Zeit auch ein Zimmer im Hotel Fernblick. Cool - so sind wir dann 6 Biker, die Tirol unsicher machen werden.


Der Tourstart ist für 10:00 Uhr in Wörmlitz geplant. Da es bereits die ganze Nacht wie aus Eimern pladdert, sehe ich dem Ganzen skeptisch entgegen. So schicke ich gegen 8:00 Uhr (es regnet immer noch kräftig) eine Whatsapp an alle Hallenser Biker. Letztlich einigen wir uns darauf den Start auf die Mittagezeit zu verschieben. Das ist ansich auch kein Problem, denn Frank hat in Rothenburg o.d.T. 2 Zimmer gebucht und das sollten wir locker schaffen, wenn wir Autobahn fahren. Besser so, als im strömenden Regen durch den Thüringer Wald zu gurken. Der Regen hält noch bis Mittag an und so kommen wir erst gegen 13:30 Uhr los. Aber wir haben alles richtig gemacht. Die Strecke entlang der A38-A71.. führt immer am Rande des Regengebietes lang und so haben wir dann doch eine recht entspannte Fahrt nach Rothenburg. Wir checken im Hotel ein. Hier in Bayern regiert ja wie bekannt aktuell Ihre Majestät Markus. Der hat dem Land FFP2-Masken verordnet und die Untertanen setzen das mit eisernem Willen durch - alle Gäste müssen diese Masken tragen. OK - kein Problem. Eine halbe Stunde später sind wir unterwegs und unternehmen einen kleinen Stadtrundgang. Die einschlägigen Reiseführer haben nicht übertrieben, wenn sie von einer der schönsten Städte Deutschlands sprechen. Mit der weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Altstadt ist Rothenburg eine weltbekannte Sehenswürdigkeit mit vielen Baudenkmälern und Kulturgütern. Auf circa vier Kilometern umgibt die Stadtmauer die Altstadt. Folgen kann man ihr über den Rothenburger Turmweg. Denn wollen wir nach dem Essen auch noch mal ausprobieren.

Auf dem imposanten Markt finden wir einen schönen Außenbereich eines Gasthofes. Hier speisen wir köstlich. Es ist natürlich die fränkische Spezialität schlechthin - Schäufle - im Angebot. Das nehme ich selbstverständlich und ich werde auch diesmal nicht enttäuscht. Es wird so langsam kalt und wir beschließen noch eine kleine Runde in der Stadt zu drehen. Dabei gehen wir auf einem Teil des oben genannten Turmweges - genial. Da es noch etwas zu früh ist, um die Äuglein zu schließen, geht es noch auf einen Absacker in ein Gasthaus unweit des Hotels. Frank und Jans haben keine FFP2-Masken dabei und werden sofort des Hauses verwiesen. Also kurz zurück ins Hotel und mit FFP2 dürfen Sie dann auch am Tisch Platz nehmen.



Um 8:00 Uhr treffen wir uns im Frühstücksraum des Hotels. Das Angebot ist ganz passabel und für den zu zahlenden Preis angemessen. Pünktlich um 9:00 Uhr starten wir zur zweiten Etappe, die uns zu unserem Basishotel in Tirol führen wird. Dort treffen wir dann auch auf die zwei Biker Thomas und Ralf aus dem Rheinland. Auf schönen kleinen Straßen rollen wir nahezu senkrecht in südliche Richtung. Ich bin wieder mal erstaunt über den Zustand dieser Straßen - alle in Top Zustand. Nach ca. 150 Kilometern legt Frank (er macht wie schon so oft den Guide) im Örtchen Scheppach eine Pause ein. In der Metzgerei Bühler holen sich alle stielgerecht ein leckeres bayerisches Leberkäsbrötchen. Bis auf Klappi, die sich irgend-so-ein "Schicki-Micki-Zeugs" holt, was natürlich nicht schmeckt. Die nächste schöne Region die wir erreichen, ist das Allgäu. Es wird ganz allmählich hügeliger und in der Ferne sind manchmal schon die Alpen zu sehen. Wir passieren Roßhaupten und erreichen den Forggensee. Hier waren wir ja bereits für 2 Tage bei der verregneten Allgäu-Tour im vergangenen Jahr. Einiges kommt mir daher schon sehr bekannt vor. Bei der Anfahrt auf Füssen kann man trotz Nebel sogar das Schloß Neuschwanstein erkennen.

Kurze Zeit später sind wir auch bereits auf österreichischem Gebiet und erreichen Reutte. Zu beiden Seiten des Lech fahren wir bis Elmen, wo wir in Richtung Hahntennjoch abbiegen. Das Hahntennjoch ist einer der nördlichsten Alpenpässe. Er zweigt vom Lechtal im Westen ins Bschlaber Tal ab und führt Richtung Osten nach Imst. Mit 1903 Metern Höhe ist die kurvenreiche, enge Straße mit Steigungen bis zu knapp 19% schön zu fahren. Es ist hoffentlich ein Vorgeschmack auf die wesentlich höheren Pässe, die wir in den kommenden Tagen noch befahren wollen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Zielort Fiss. Zunächst passieren wir Imst und sind schon kurze Zeit später auf der 1558 Meter hohen Piller Höhe. Von dort aus wählen wir die schöne Strecke über Kaunerberg und nicht über die meist stark befahrene Bundestraße 180. In Ried biegen in Richtung Fiss ab. Diese Strecke mit den 7 Serpentinen werden wir in den kommenden Tagen noch oft unter die Rädern nehmen. Um 17:05 kommen wir im Hotel Bergblcik an - Fünf Minuten später als geplant. Der Guide hat wieder einmal einen Klasse Job gemacht. Wir rollen in die Tiefgarage ein und dort stehen auch schon unsere 2 Rheinländer, die nur kurze Zeit vorher angekommen sind.

Die Cheffin Silvia heißt uns herzlich willkommen uns es gibt erstmal eine Marille als Begrüßungsschnaps. Jetzt sind erstmal einige Bier fällig. Dazu gehen wir auf die "Bikers Ranch", die sich quasi auf dem Dach des Hotels befindet. Eine super eingerichtete Location, mit Bar und Grillplatz. Es kommt jetzt sogar die Sonne raus und werden erstmal die aktuellen Neuigkeiten ausgetauscht. Thomas hatte im Vorfeld im "Fassl" Plätze bestellt. Da der Chef des Hauses für den heutigen Abend seinen wöchentlichen "Schnitzelabend" geplant hat, bestellt er die Plätze kurzerhand für Freitag um. Das Hotel macht wirklich einen sehr guten Eindruck. Man merkt an allen Ecken und Enden, das der Inhaber Andi selbst Motorradfahrer ist. Schränke in der Tiefgarage zur Aufbewahrung von Helmen, Koffern etc. - Putzecke - Schrauberecke - Dampfreiniger - Trockenraum - an alles ist gedacht. In den Zimmern ausreichend funktionierende Bügel, genug Stauraum und Hacken zum Trocken und Auslüften der Motorradklamotten auf dem Balkon. Ich kann das Hotel rundrum nur weiter empfehlen. Wir beziehen unsere Zimmer. Frank und Jens haben den Vogel abgeschossen. Sie haben das letzte verfügbare "Appartement" bekommen - eine riesige Fereinwohnung mit kompletter Küche und sehr geräumigem Bad.

Der Schnitzelabend ist Klasse. Wir lassen es uns schmecken und den Rest des Abends machen wir schon mal Pläne für die kommenden Tage. Alles 6 Biker haben natürlich auf Ihrem Handy "Die Wetter-App" und so ist es erstaunlich, dass die Vorhersagen für die nächsten Tage von "Dauerregen" bis "Super-Wetter" schwanken. Am besten wir orientieren uns an den täglichen Flyern, die der Chef jeden Morgen auf den Tisch legt. Er sollte die Gegend uns das hiesige Wetter am besten kennen. Morgen soll es wahrscheinlich zm Rettenbachferner und Tiefenbachferner Gletscher gehen. Wir wollen immer morgens entscheiden, wo es hingehen soll.



Der Tag beginnt mit einem klasse Frühstück. Da die Ösis das mit den 3G-Regeln gut hinbekommen, können wir innerhalb des Hauses auf die lästigen Masken verzichten, was den gesamten Aufenthalt sehr entspannt macht. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Ich schaue auf meine Eier-Fone-Wetter-App und stelle fest, das es hier eigentlich den ganzen Tage regnen soll. Umso besser, den es steht eine Fahrt zum Ötztaler Gletschergebiet auf dem Program. Genauer gesagt zum Rettenbach- und Tiefenbachgletscher, die man nach von Sölden im Ötztal aus erreicht. Um 9:00 starten wir dei Maschinen. Hinunter nach Ried - über Prutz sind wir schon bald wieder auf der Piller Höhe. Leider ist es heute hier noch sehr diesig, sodaß ein Blick von der Aussichtsplattform keinen Sinn macht. Da müssen wir wohl an einem anderen Tag nochmal hin. In Oetz biegen wir auf die Bundesstraße 186 ab. Hier ist wie immer recht starker Verkehr. Ab Sölden wird es dann jedoch wesentlich ruhiger, als wir auf die Otztaler Gletscherstraße abbiegen. Die Fahrt hinauf zu den Gletschern ist natürlich Mautpflichtig - wir müssen 11.-€ zahlen, ehe wir weiter können. Die Auffahrt ist motorradtechnisch nicht sehr anspruchsvoll, aber landschaftlich ein wahrer Genuß. Schon weit unten im Tal sind die schneebedeckten Gipfel der 3-Tausender zu sehen. Ober angekommen offenbart sich ein Traumausblick bei strahlend blauem Himmel. Ich fahre noch bis zum Abzweig, der zum oberen Parkplatz des Rettenbachjochs führt. Dort ist es extrem steil und die Straße scheint gerade erst fertig gestellt zu sein und ist mit einer Staubschicht belegt. Da man nicht genau sehen kann, wo das Ganze hinführt, kehre ich dann doch lieber um und schließe mich meinen fünf Begleitern an.

Auf 2.830 Metern Seehöhe befindet sich der Rosi-Mittermeier-Tunnel, höchstgelegener Straßentunnel Europas. Das ist das nächste Ziel. Der Tunnel ist 1,8 Kilometer lang und verbindet den Rettenbachgletscher mit dem Tiefenbachgletscher. Ich habe mit den Lichtverhältnissen extrem zu kämpfen, als wir in den Tunnel einfahren. Es ist dunkel wie im Bärenarsch und ich orientiere mich ausschließlich an Klappis Rücklicht. Erst nach einigen 100 Metern haben sich die Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt. Hier wäre sicherlich mal eine schöne Tunnelbeleuchtung nötig. Wie das geht können sich die Ösis mal in Norwegen abschauen. Dort sind die Tunnel meist super beleuchtet. Der gewaltige Parkplatz am Tiefenbachferner macht deutlich, was hier im Winter abgeht. Heute sind wir hier fasst die einzigen Gäste. Klappi und ich fahren noch einen kleinen Schotteranstieg hinauf um auf über 2800 Metern noch einige schöne Bilder zu schießen. Wir lassen die Bergriesen hinter uns und orientieren uns wieder talwärts zur B186.

Über Obergurgl und Hochgurgl erreichen wir auch schon bald das Timmelsjoch, bekanntermaßen einer meiner Lieblingspässe. Die Fahrt dort hoch ist eine der schönsten der Alpen. Die Straße ist zumindest auf österreichischem Gebiet sehr gut ausgebaut und um mit den Worten von Ralf zu sprechen - es sind keine "Dreckskurven" wie am Stilfser Joch. Auf der Passhöhe angekommen schießen wir zunächst mal ein Gruppenfoto um dann im Restaurant eine Rast einzulegen. Ein wenig überrascht bin ich allerdings über das Baugeschehen rings um die Passhöhe. Über Kunst und Architektur kann man ja wirklich sehr unterschiedlicher Meinung sein. Warum man auf 2500 Metern Höhe ein Passmuseum bauen muß und 5 oberhäßliche "Beton-Guckrühren" in die herrliche Landschaft zimmert, erschließt sich mir ganz und gar nicht. Selbstredend ist natürlich auch bei der Überquerung des Timmelsjochs ein Mautgebühr fällig - in diesem Fall 15,- €uronen.

Nach der Abfahrt ins Tal erreichen wir St. Leonard im Passeier. Wir wollen noch irgendwo eine italienische Eisdiele finden. Das dauert jedoch, denn wir müssen durch Meran durch. Und das ist, wie schon so oft, die reinste Quälerei. Endlose Autokarawanen in beide Richtungen. Erst ein gutes Stück hinter Meran finden wir eine nette Eisdiele. Wir fahren weiter in Richtung Prad, wo es links zum Stilfser Joch hinauf geht. Wir biegen rechts ab ins Vinschgau Richtung Reschenpass. So langsam wird es mit dem Verkehr wieder besser. Natürlich ist der obligatorische Halt am Reschensee eim Muß, um wieder mal Fotos der Kirchturmspitze im See zu schießen. Die weitere Fahrt zurück nach Fiss führt über die B180.

Das Abendessen gibt es heute in der Pizzeria "Bajazo", nur 5 Minuten vn unserem Hotel entfernt. Auch hier werden wir überaus nett empfangen und dank der 3G-Regeln können wir uns normal bewegen. Alle nehmen eine Pizza - und das ist ein goldrichtige Entscheidung - die Dinger sind wirklich erste Sahne. Da werden wir bestimmt nochmal an einem der nächsten Abende vorbei schauen. Zurück im Hotel gibt es noch 1-2 Absacker, ehe es in die Heija geht. Ein sehr schöner erster Tourtag in Tirol liegt hinter uns.



Heute ist "Schweizer Tag", was so viel bedeutet, dass wir uns bei der heutigen Tour viel auf Schweizer Gebiet aufhalten werden. Und die Chancen, dass es wieder ein schöner Tourtag wird, stehen nicht schlecht. Entgegen aller am Vorabend gecheckten Wetter-Apps zeigen sich bereits am frühen Morgen erste blaue Stellen am Himmel. Und da auch auf Andys Flyer die Tour in Richtung Westen favorisiert wird, steigen wir nach den ausgiebigen Frühstück gut gelaunt auf die Bikes. Zum "Eingewöhnen" müssen wir wieder die 7 Serpentinen von Fiss hinab nach Ried, wo die Nicht-Adventure-Fahrer zunächst tanken müssen. An der Kajetansbrücke verlassen wir die Bundesstraße 180 und biegen rechts auf die 184 ab. Hier biegt auch die Straße hinauf zum Zollfreigebiet Samnaun ab, dem wir in den nächsten Tagen auch noch einen Besuch abstatten möchten. Wenige Kilometer weiter sind wir auch schon auf Schweizer Gebiet und orientieren uns auf der 27 in Richtung ersten 2-Tausender - dem Flüelapass. In Susch verlassen wir daher die 27 und biegen wieder rechts auf die 28 ab. Die Straße hinauf ist kurvenreich, aber nicht überdurchschnittlich anspruchsvoll. Der Pass verbindet die beiden schweizer Kantone Graubünden und Engadin. Am Passhotel Flüela Hospiz wird Pause gamacht. Solche Hospize gibt es an vielen Orten in der Schweiz und sie bieten Reisenden schon vor seit einhundert Jahren Schutz beim Überqueren des Gebirges. Wir genießen das tolle Wetter für eine Kaffeepause auf der Terrasse des Hotels, ehe wir die Tour fortsetzen.

Die 28 führt uns weiter bis Davos, dem gekannten Schweizer Luftkurort und der noch bekanterem Nobel-Wintersport-Metropole. Oft ist hier verkehrstechnisch das Chaos. Heute kommen wir relative gut voran. Kurz hinter den kleinen Örtchen Schmitten erreichen wir den westlichsten Punkt der heutigen Tour und bei Fillisur beginnt auch schon der stetige Anstieg zum nächsten Pass des Tages - dem Albulapass. Teile der Strecke sind wir bereits im letzten Jahr im Rahmen der Sardinien-Alpen Tour gefahren. Wir passieren Bergün, wo wir uns damals mit den drei Wörmlitzbikern getroffen haben. Gerade die verengten Schluchtabschnitte unterhalb von Bergün bieten ein tolles Panorama mit ihrer an den Felsen geklatschte Trasse - genial und ein Beweis für die Bau - und Ingenierskunstkunst der Schweizer. Der Albulaspass ist gerade bei Motorradfahrern wegen seiner landschaftlichen Vielfalt und der abwechslungsreichen Streckenführung sehr beliebt. Ich kann mich dieser Einschätzung vorbehaltlos anschließen.

Das hat natürlich auch zur Folge, dass die Strecke offenbar auch die Elite der selbsternannten Amateur-Rossies magisch anzieht. Ich kann einige vor mir fahrende Autos schlecht überholen und verliere daher den Kontakt zur Gruppe. Plötzlich hinter mir lautes Polizei-Sirenen-Geheule - ich also runter vom Gas und erstmal schauen was los ist. Das hat der hinter mir wie aus dem Nichts auftauchende Knieschleifer offenbar einkalkuliert und beabsichtigt - denn das Geheule kommt eindeutig von seiner Karre. Schwup-Di-Wup knallt er an mir vorbei und schaltet seine Sirene wieder ab. Unglaublich was sich diese "Durchgeknallten Kamikaze-Fahrer" alles ausdenken um das eine oder anderer Zehntel herauszuholen. Das Ganze hat irgendwann jedoch bestimmt den Vorteil, dass die Organspender-Datenbank einen neuen Eintrag bekommt - Sorry!

Auf der Passhöhe angekommen fährt kurz nach uns eine größere Truppe Motorradfahrer auf den Parkplatz. Mir fallen sofort die bunten Schleifchen am Heck der Bikes auf und der erste Mann hat das bekannte gelbe Guide-Leibchen übergezogen. Welch einn Zufall - eine Gruppe des Reiseunternehmens "Reisen & Erleben", mit dem ich ja wie bekannt auch schon etliche Touren gemacht habe. Ich schwatze eine kleine Weile mit dem Guide, ehe ich mich ans Fotografieren machen. Direkt am parkplatz ist auch der Startpunkt für den Albula-Trail - einer knapp 9 Kilometer langen Downhill Mountainbike Strecke. Die Mountainbiker lassen sich meist mit einem Bus bis zu diesem Startpunkt fahren, ehe sie sich ins Tal stürzen - Hobbies giebt's ?

Die Passabfahrt vom Albulapass ist spektakulär und bietet geniale Ausblicke weit ab ins Tal. Wir erreichen schließlich La Punt, wo wir auf die 27 fahren um den letzten Pass des Tages, den Ofenpass, zu bezwingen. In Zernez biegen wir daher wieder auf die 28 ab. Hier beginnt der Anstieg auf knapp 1500 Metern und führt auf perfekt asphaltierter Piste in Serpentinen durch den Schweizer Nationalpark mit seinem herrlich duftenden Bergwald. Die Passhöhe selbst bildet ein kleiner unspektakulärer Hügel mit Gasthaus und beliebtem Bikertreff. Auf der Ostrampe geht es über breite Serpentinen ins Müstairtal. Während der Auffahrt fängt plötzlich die rote Warnlampe im Cockpit an zu leuchten und ein kleines Symbol im Display blickt fröhlich vor sich hin. Ich möchte gern anhalten, um der Sache auf den Grund zu gehen. Also

Lichthupe ... Hupe ... Lichthupe ... Hupe ... Lichthupe .....
keiner der vor mir Fahrenden scheint das zu bemerken. Zum Glück sind es nur noch wenige Meter bis zum Parkplatz auf der Passhöhe. Leider habe ich die Bedienungsanleitung im Seitenkoffer. Und der steht im Zimmer in Fiss. Ralf Gugelt man schnell und bekommt die Info, dass es sich um einen ABS-Fehler bzw. ein ASC ( Anti-Schlupf ) Problem handelt. Wir beschließen daher, die Tour normal fortzusetzen. Ich fahre den Rest des Tages an zweiter Position. Eigenartigerweise geht die Warnlampe bei der Weiterfahrt wieder aus, um nach einer halben Stunde dann wieder anzugehen. Na schauen wir mal, was das Serviceheft am Abend sagt.

Am Ende des Müstairtals verlassen wir die Schweiz und es geht weiter in Italien, wo wir im Vinschgau wieder am Reschensee vorbei auch schon bald wieder in Österreich sind. Bald sind wir auch schon wieder an der Kajetansbrücke und Fiss ist wenig später auch schon in Sicht. Heute ist Grillabend im Hotel. Der findet normalerweise auf der Bikers Ranch statt. Das doch recht kühle Wetter am Abend veranlaßt den Cheffe Andy das Ganze in die Gaststube zu verlegen. Die abgebotenen Grillsachen sind sehr köstlich - Rind -Schwein- Geflügel - Würste - Ofenkartoffeln - Beilagen - von Allem mehr als genug im Angebot - ganz toll und absolut zu empfehlen.

Das Studium des Serviceheftes meiner GS bringt leider auch keine grundlegend neuen Erkenntnisse. Es kann sich um einen defekten ABS Sensor handeln. Weiterfahrt prinzipiell möglich mit dem Wissen, das die ABS und ASC-Funktionen nicht zur Verfügung stehen. Mal schaun wie sich das Ganze morgen entwickeln wird.



Auch heute steht wieder eine schöne Tour an. Hauptziel ist der Umbrailpass und eventuell wieder mal das Stilfser Joch. Wettertechnisch könnte das alles funktionieren, denn auch heute ist fasst überall mit Sonnenschein zu rechnen. Also starten wir wieder um 9:00 Uhr und nehmen die schon bekannte Strecke bis hinunter nach Ried und weiter bis zur Katejansbrücke. Das kennen wir ja schon von gestern. Ab hier wird es jedoch anders, denn wir fahren wieder ins Vinschgau um auf der "falschen" Seite am Reschensee gegen Süden zu fahren. Das klappt auch ganz gut, bis wir auf etwa der halben Strecke entlang Westufers des Sees auf ziemlich kleinen und engen Sträßchen doch umkehren müssen. Aufgrund von historischen Ausgrabungen ist dieser Teil der Straße gesperrt. Also wieder zurück und auf der bekannten Hauptstrecke weiter gegen Süden. Meine rote Warnlampe macht was sie will - mal an - mal aus. Mmmhh das macht mich schon etwas nervös, zumahl jetzt auch noch die analoge Geschwindigkeitsanzeige zeitweise aussteigt. Werde dann wohl doch mal beim Händler anrufen müssen, um einige Zusatzinfos und Hinweise zu bekommen. Schaden kann das auf keinen Fall.

Weiter fahren wir heute in umgekehrter Richtung zunächst wieder über den Ofenpass. Die gestrige Route verlassen wir erst, als wir in den mautpflichtigen "Munt la Schera" Tunnel abbiegen. Dieser 3.5 kilometer lange Strassentunnel verbindet das Schweizer Kanton Graubünden mit Livigno in der italienischen Provinz Sondrio. Er beginnt am Punt la Drossa an der Ofenpass-Straße, und verläuft in praktisch gerader Linie nach Süden an das Nordufer des Lago di Livigno. Beide Portale liegen auf Schweizer Staatsgebiet. Vom Südportal aus verläuft die Straße ständig am Ufer des Stausees entlang nach Livigno. Die schweizerische Zollstation befindet sich am nördlichen Tunnelportal, die Mautstation der Engadiner Kraftwerke auf der Staumauer und der italienische Zoll an dessen Westende. Die Staatsgrenze verläuft quer über die Staumauer.

Als wir denn Tunnel verlassen machen wir natürlich Fotos von der beeindruckenden Staumauer, ehe es weiter ins Zollfreigebiet Livigno geht. Dort wird erst einmal sehr preiswert getankt - der Liter Super kostet gut 50 Cent weniger als in Deutschland. Die Suche nach einen schönen Kaffee gestaltet sich zwar etwas schwierig, aber nach einigen Runden im Ort finden wir dann doch eine nette Location. Ich will meim Bike gerade parken, da höre ich schräg neben mir ein ziemlich eigenartiges Krachen. Mist - Thomas liegt eingeklemmt unter seiner Honda und einem daneben stehenden Fiat Punto. Jens und Frank parken gleich daneben und helfen ihm wieder auf die Beine. Bis auf einem leicht verbogenem Kupplungshebel scheint an der Maschine alles in Ordnung und auch Thomas gibt Entwarnung. Offenbar scheint er aber beim Umfaller den Kotflügel des schon ziemlich in die Jahre gekommenen Fiats eingebeult zu haben. OK - erst mal einen Tisch besetzen und schaun was zu tun ist. Kurze Zeit später kommt auch schon die Kellnerin des Cafe's heraus und teilt uns mit, dass es sich um Ihr Auto handelt. Da gerade Mittagszeit ist und viele Gäste auf Bedienung wartem, könne es aber ein Weile dauern, bis Sie Zeit für uns hat. Das dauert dann auch gut zwei Stunden bis die Sache ausgestanden ist. Den von Thomas angebotenen "Festpreis" will Sie nicht akzeptieren und so werden zwei Unfallberichte ( Deustch und Italienisch) mühevoll ausgefüllt. Nach 2.5 Stunden können wir die Fahrt fortsetzen.

Schon kurze Zeit später sind wir auf dem nächsten Zweitausender - den Passo d'Eira (2209 Meter) . Er liegt in unmittelbarer Nähe ( 7 km ) des bekannteren Passo di Foscagno (2291 Meter) und da er kein Pass-Schild hat, wird er meist nicht als eigenständiger Pass betrachtet. Wir rollen dort auch nur drüber und erst am Foscagno können wir uns eine kurze Fotopause. Wir sind auf der SS301 unterwegs bis wir Bormio erreichen. Der Ort ist vor allem bekannt durch den jährlich stattfinden FIS-Weltcup. Hier befindet sich eine der anspruchvollsten Skipisten der Welt. Bei Motorradfahrern ist der Ort eher bekannt, als Ausgangspunkt für die Auffahrt zum Umbrailpass (2503 Meter) und zum Stilfser Joch (2757 Meter). Auch wir möchten da heute noch hin. Also biegen wir auf die SS38 ab und starten die Anfahrt. Und die ca. 20 Kilometer lange Auffahrt bis zum Abzweig des Umbrailpasses mit einer Höhendifferenz von etwa 1.000 Metern ist wirklich der absolute Wahnsinn. Traumhafte Kurven und super zu fahrende Serpentinen gepart mit einem grandiosen Gelände gehören zweifelsfrei zum Schönstenn was man als Motorradfahrer in den Alpen erleben darf. Selbst Ralf ist begeistert und meint, das ist tausendmal besser als die "Drecks-Kurven" auf der anderen Seite. Er meint natürlich die 48 Kehren der Auffahrt von Gomagoi her - Recht hat er. An der Gabelung zum Umbrailpass beratschlagen wir kurz welchen Weg wir für die weitere Fahrt nehmen. Da es aufgrund des "Umfallers" doch schon spät ist, um komplett über das Stilfser Joch zu fahren, entscheiden wir uns nur kurz bis zur Passhöhe des Jochs hochzufahren, um dann wieder zurück über den Umbrail die Heimfahrt zum Hotel in Fiss anzutreten. Das klappt auch ganz ausgezeichnet und erlaubt auch noch einige schöne Fotos auf der Passhöhe zu schießen. Ab dem Umbrail sind wir wieder auf bekanntem Tarrain unterwegs - Müstairtal - Vinschgau - Reschenpass. Der kurze Abstecher zur Passhöhe am Stilfser Joch bringt noch ein kleines Highlight. Ähnlich wie bei der Grandes Alpes Tour 2017 werden Fotos der Fahrer gemacht, die man bei Bedarf von der "Foto-Stelvio-Webseite" gegen Bezahlung herunterladen kann. Das Bild ist zwar nicht ganz so toll, wie das 2017-er vom Galibier, aber dennoch ganz cool, um es hier zu zeigen.



Kurz hinter dem Reschenpass legen wir noch einmal eine kleine Pause ein, die ich nutze, um bei meinem BMW-Händler in Leipzig anzurufen - die rote Warnlampe läßt mir keine Ruhe. Ich wähle also die bekannte direkte Durchwahl zur Motorrad-Werkstatt. Das geht aber keiner ran und stattdessen meldet sich eine "Computer-Bandstimme" die mich sofort voll-labert mit solchen netten Sprüchen wie "Zur Verbesserung unserer Sevcice-Quailtät möchten wir das Gespräch gerne mitscheiden .. und ob ich damit einverstandern bin" oder "Man kann jetzt auch Service-Termin ganz leicht Online buchen". He - was ist den das nun wieder. Ich will einfach nur einen kompetenten Mitarbeiter an die Strippe, mit dem ich mein Problem kurz besprechen kann. Aber es geht weiter - ich lasse den Computer-Fuzzie weiter labern bis sich endlich eine richtiger Mensch meldet. Hier der gekürzte Dialog:

" Was kann ich für Sie tun?" ( Ich erkläre Ihm kurz die Situation )
"Könnten Sie mich bitte mit Service-Leiter Motorrad verbinden?"
"Das geht leider nicht - der war heute nur bis Mittag im Haus"
"Na dann bitte einen anderen Mitarbeiter vom Motorrad-Service"
"Das geht auch nicht - da ist keiner mehr da"
"Das kann unmöglich sein - es ist 15:45 und bis 18:00 ist dort immer jemand"
"Nein dort ist keiner mehr"
"Sie wollen mir wirklich weismachen dass um 15:45 niemand mehr im Motorrad-Service da ist, mit dem ich mein Problem klären kann"
"Ja"
"Sie da sind Sie Sich 100 % sicher? "
"Ja"

Ich habe Puls und verspreche Ihm, dass das Konsequenzen haben wird. Klappi hat das Gespräch mitbekommen und ruft derweil von seinem Handy aus die Verkäuferin des Motorradhauses auf deren direkten Durchwahl an. Die geht auch ran und rennt mit Ihrem Telefon die Treppe hinab zur Werkstatt. Klappi gibt mir das Telefon - und was für ein Wunder - an der anderen Seite begrüßt mich der Service-Leiter. Ich schildere ihm das vergangene Gespräch (er ist offenbar auch not amused) und wir wollen das bei meinem nächsten Besuch in Leipzig vor Ort klären. Mein technisches Problem mit der Warnleuchte kann er auch klären. Wie schon vermutet ist entweder der ABS-Sensor oder die ABS-EInheit defekt. Die ASC-Fehler und der Ausfall der Geschwindigkeitsanzeige hängt dort höchstwahrscheinlich auch mit zusammen. Alles nicht so wild - kann weiter fahren - immer mit dem Wissen im Hinterkopf, das ABS und ASC nicht funktionieren. Ich bin erst einmal erleichtert und froh. Werde heute Abend vom Hotel vielleicht nochmal in der nächstgelgenen Werkstatt hier inn Österreich anrufen - vielleicht haben die ja einen Sensor auf Lager und können den kurzfristig wechseln.
Zurück im Hotel ist heute mal wieder ein kleiner Spaziergang im Ort angesagt. Vorher versuche ich noch beim nächstgelegenen BMW-Händler in Insbruck jemanden wegen des Sensors an die Strippe zu bekommen. Aber es ist schon zu spät und ich beschließe es morgen früh noch einmal zu versuchen. Wir haben im Fass'l 6 Plätze zu Abendessen um 19:30 bestellt. Und auch hier werden wir nicht enttäuscht - das Essen und die Atmosphäre sind ausgeszeichnet.



Die Tage mit schönem Bikerwetter neigen sich offenbar langsam dem Ende zu. Heute ist am Nachmittag mit Regen und tieferen Temperaturen zu rechnen. Wir wollen daher die Zeit bis dahin für eine kürzere Tour nutzen. Ziel ist der Kaunertaler Gletscher am Ende der mautpflichtigen (15 €uronen) Kaunertaler Gletscherstraße. Ich erreiche kurz nach dem Frühstück die BMW-Werkstatt in Insbruck. Leider haben die keinen Sensor auf Lager. Wenn der bestellt werden muß, so ist er frühestens am Montag vor Ort. Da hilft mir nicht weiter und so werde ich den Rest der Tour mit dem defekten ABS und ASC fahren . Beim Start in der Tiefgarage des Hotels fällt Ralf auf, dass am Hinterrad der Aprillia von Jens offenbar Luft fehlt. Kein Problem - in der Garage gibt es natürlich ein Kompressor, der das schnell erledigt. Aber wir sollten das Ganze natürlich beobachten. Die italienische Diva hat zwar so allerhand elektronischen Schnick-Schnack an Bord, aber eine Anzeige der Reifendrücke ist nicht vorgesehen. Also wieder hinab ins Tal - heute allerdings über Ladis. In Ried angekommen führt uns die 180 zunächst am Inn entlang bis nach Prutz, wo wir die Kaunertal Landstraße ansteuern. Frank und Thomas ergänzen sich als "Guide-Duo" wieder einmal einwandfrei - ich bin wieder mal beeindruckt.

Im kleinen Örtchen Feichten geht die Landstraße offiziell in die Gletscherstraße über. Von hier aus sind 26 Kilometer, 29 Kehren, 1.500 Meter Höhenunterschied auf der „Schönsten Sackgasse der Alpen“ zu überwinden. Ich war bereits 2014 anläßlich der Tour mit den Wörmlitzbikern dort oben. Auch heute bin wieder sehr angetan von den sich bietenden Panoramen. Auf dem Weg zum Gletscher Weißseeferner in 2750 m Höhe erreichen wir den Gepatsch-Stausee (1765 m). Hier werden natürlich die ersten Fotos geschossen. Je höher wir kommen, desto mehr überzeigt die Kargheit dieser hochalpinen Landschaft. Als wir am Gletscher ankommen, schlägt das Wetter langsam in leichtes Schneetreiben am. Also schnell einige Fotos schießen und wieder ab ins Tal. Jens schaut etwas ungläubig auf sein Hinterrad. Dort scheint schon wieder Luft zu fehlen. Wir gehen der Sache auf den Grund und schauen uns das Rad genauer an. Der Reifen hat schon eine wunderbare Glatze - (Profil Fehlanzeige), wo teilweise schon der Stoff durchschaut. An einer Stelle hat sich ein kleines Metallteil eingbohrt, wo ganz fröhlich die Luft rausblubbert. Ohh Jens - mit diesem Reifen loszufahren - das ist schon mehr als leichtsinnig. Aber jetzt müssen Lösungen her. Jens telefoniert mit einem Reifendealer in Landeck. Er hat zum Glück die passende Größe da und wenn wir bis 13:00 Uhr dort sind, dann wird der neue Reifen auch gleich noch gewechselt. Super - also nix wie ab ins Tal. Nach einigen Kilometern müssen wir dann doch noch anhalten und Luft nachfüllen. Zum Glück hat Klappi vor der Tour noch eine akkubetriebene Luftpumpe gekauft, die das Ganze vereinfacht und beschleunigt. In Landeck angekommen, werden wir offenbar schon erwartet. Der Mechaniker versteht sein sein Handwerk und nach 45 Minuten ist alles erledigt.

Wir fahren zurück ins Hotel. Der angekündigte Wetterumschwung macht uns die Entscheidung leicht. Gegen 14:00 Uhr parken wir die Bikes wieder in der Tiegarage. Für den Rest des Tages ist ein Alternativprogramm angesagt. Bei unserer Ankunft im Hotel gab es für jeden Gast eine "Super Sommer Card", die zum kostenlosen Besuch aller Seilbahnen, des Wanderbuses sowie unzähliger weiterer Attraktionen berechtigt. Nach 45 Minuten treffen wir uns vor dem Hotel und gehen zur kaum 400 Metern entfernten Talstation der Seilbahnen. Ich bin wirklich erstaunt, welch eine Infrastruktur die ÖSIS hier hingeklotzt haben. Seilbahnen und Lifte ohne Ende. Ob das alles so sein muß, steht sicherlich auf einem anderen Blatt. Wir nehmen die Schönjochbahn mit einer Umsteigestation. Zeitweise reisst der Himmel auf "Der ruppt uff" und bietet Blicke bis tief ins Tal nach Fiss. Auf der Endstation angekommen besuchen wir das Restaurant, wo jeder das Passende findet. Sogar an die ganz Kleinen ist hier oben gedacht worden. Ein Spielplatz in der Form eines Kinderbergwerkes - ganz toll. Ich möchte nicht wissen, was hier im Winter los ist. Die Skifahrer unter den Lesern können da bestimmt besser Auskunft geben.



Die Wettersituation gestaltet sich heute ähnlich wie am Vortag, was soviel bedeutet, dass wir auch heute zunächst eine kleine Runde mit den Bikes drehen werden, um danach noch einmal Seilbahn-Hopping zu veranstalten. Kurz vor 9:00 Uhr ist bereits Start. Ziel ist das in Nähe gelegene Zollfreigebiet Samnaun. Um dort hinzugelangen führen zwei sehr unterschiedliche Auffahrten in dieses Hochtal. Einerseits führt die gut asphaltierte österreichische Straße von der Kajetansbrücke über Spiss, der auf 1630 m Höhe höchstgelegenen Gemeinde Österreichs, zur Spissermühle (1520 m), wo sie sich kurz hinter der Grenzstation mit der schweizerischen Straße vereinigt. Die schweizerische Straße andererseits führt vom Gasthaus Vinadi (Weinberg) auf der anderen Seite der Schlucht des Schergenbaches (auch Schalklbach) und weist mehrere sehr enge und finstere Tunnels mit 180-Grad-Kurven auf, mit deren Hilfe die Straße gegen Muren und Lawinen aus den Seitentälern abgesichert werden soll. Für diese Tunnel besteht hier absolute Lichtpflicht! Von der Straßenvereinigung bei der Spissermühle aus sind noch etwa 6 km bis nach Samnaun zurückzulegen. Wir entscheiden uns für die Auffahrt auf der schweizerischen Straße. Die ersten Kilometer führen durch das eindrucksvolle schluchtartige Val da Tschera ehe es mit den Tunneln losgeht. Hier ist höchste Aufmerksamkeit geboten, da meist nur ein Fahrzeug die Tunnel passieren kann. Diese teilweise naturbelassenen einspurigen Tunnel haben es ganz gewaltig in sich. Kaum einer rechnet damit, dass sich der Tunnel, der keineswegs beleuchtet ist nach wenigen Metern geradezu mächtig in die Kurve legt und man vor einer teilweise 90° umfassenden Biegung steht. Aber alle sind erfahrene Biker und so kommen wir wenig später in Samnaun an. Es ist kurz vor 10:00 Uhr und einige Touris warten schon auf die Öffnung der Läden, um noch das eine oder andere Schnäppchen zu kaufen. Auch wir besuchen einen der vielen Läden in denen meist Zigaratten, Parfüm, Schmuck, Uhren und alkoholische Getränke angeboten werden. Wenn man genau hinschaut und sich mit den Preisen etwas auskennt, dann sind nicht wirklich alles Schnäppchen. Gerade Whisky gibt es in deutschen Supermärkten zu deutlich günstigeren Preisen - also Hände weg. Ich hole 2 Stangen Zigaretten für Heike und Klappi 2 große (günstige) Toblerone Schokoladen-Dreiecke, die jedoch die Tour nicht überleben werden. Damit haben wir nun auch Samnaun einen Besuch abgestattet. Der Weg zurück ins Hotel führt auf der österreichischen Seite zurück ins Tal, bis wir wieder die Kajetansbrücke erreichen. Der restliche Weg bis Fiss ist ja schon von den Touren der vergangenen Tage bekannt.

Wir sind wieder relativ früh im Hotel und steigen schon gegen 12:00 Uhr in die Waldbahn ein, die uns von 1.420 Meter auf 1.840 Meter bringen wird. Hier befindet sich auch der Bikepark Serfaus Fiss Ladis. Der bietet sowohl einfache Trails für Bike-Anfänger, als auch herausfordernde Downhill Strecken für ambitionierte und professionelle Biker. Ähnlich wie beim Skifahren gibt es hier Strecken mit den unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden - wie Rote - Blaue und Schwarze Trails. Hier ist wirklich an alles gedacht. Kurz vor der Talstation befindet sich eine großzügige Slopestyle Area. Weiters bietet euch der Bikepark Serfaus Fiss Ladis einen Kids-Park, eine Training-Area, einen Pump Track sowie eine Dirt Line direkt an der Talstation. Hier tummeln sich bereits Unmengen Kids, die teilweise noch keine 3 Jahre alt sind, auf ihren High-Tec Mountainbikes. Main lieber Schollie - hier geht ganzschön der Punk ab - ich bin mehr als beeindruckt. Das wäre was für meinen Enkel Joshua.

Wir erreichen die Umstiegsstation zur Lazidbahn, die uns auf 2.351 Meter bringen wird. Das Wetter ist hier sehr wechselhaft. Kurzzeitig reist der Himmel auf und gibt schöne Blicke aufs Tal frei um dann kurze Zeit später wieder alles in eine trübe Suppe zu verwandeln. Wir kehren ins Restaurant Lacida ein, wo Frank und ich einen leckeren Kaiserschmarren bestellen.

Der Weg zurück führt über die Zwischenstation weiter nach Serfaus. Dort beginnt es dann stärker zu regnen. Wir machen trotzdem einen Spaziergang durch den Ort bis wir am Ende m Busparkplatz ankommen. Der Bus Pendlerbus nach Fiss fährt vor unseren Augen weg. Aber es kommt schon der nächste angerollt, der aber eigentlich erst in einer halben Stunde losfahren wird. Aber der Fahrer winkt uns kurzerhand in den Bus und ab geht die Post nach Fiss - Cooler Typ. Am Abend geht es nochmal in die Pizzeria Bajazo.



So richtig gutes Wetter zu Fahren soll sich auch heute nicht einstellen und so planen wir wieder ein ganz ähnliches Vorgehen wie am gestrigen Tag. Für eine "Halbtagestour" bietet sich das Pitztal an und für den Nachmittag noch einmal Seilbahn-Hopping. Auf dem Weg ins Pitztal wollen wir unbedingt nochmal über die Pillerhöhe um ggf. einige schöne Fotos vom Skywalk zu schießen. Die Aussichststelle wir auch als Gacher Blick bezeichnet. Und wir haben heute wirklich Glück. Der Dunst hat sich aus dem Tal verzogen und gibt wunderschöne Blicke aufs Inntal frei. Die Pillerhöhe ist ein Geheimtipp. Mit 1559 Metern ist sie zwar nicht alzu hoch, aber der Blick ins 700 m tiefer gelegene Oberinntal gehört zweifelsfrei zu einem der schönsten der Alpen. Hier werden zwangsläufig Erinnerungen an die Andorra-Tour 2019 aach, ales wir in unmittelbarer Nähe des Hotels auf dem Skywalk "Roc del Quer" einen ebenso fantastischen Ausblick genießen konnten. Wir schießen einige spektakuläre Fotos, ehe es weiter ins nahe gelegen Pitztal geht.

So langsam setzt auch der angekündigte Regen ein, wenn auch nur mit leichten Nieseln. Leider ist das Pitztal nocht so der Knaller, zumindest dann, wenn man auf Mottoradspaß mit schönen Kurven und Kehren gepolt ist. Im unteren Teil hat das Tal eher Mittelgebirgscharakter. In Mittelberg, kurz nach der Talstation der "Stollenbahn" endet die Strasse. Der Nieselregen geht so ganz allmählich in stärkeren Regen über - Ralf und Thomas stülpen Ihre Regensachen über die Kombie. und wir treten die Rückfahrt an. Bis zum Abzweig in Richtung Pillerhöhe ist die Rückfahrt identisch. Ab dort fahren wir in einem kleinen Bogen über Lein, Arzl, Imst, Kronburg und Fließ zurück ins Hotel.

Gegen Mittag nehmen wir die Schönjochbahn. Das Restaurant an der Endstation lädt zu einem kleinen Imbiss ein. Frank, Jens und Ralf wollen unbedingt noch einige Höhenmeter machen. Dafür bietet sich der "Crystal Cube" geradezu an. Das ist ein vollverglaster Glaswürfel auf 2600 Metern Höhe, in dem Gourmets köstlichste Speisen für ein "Luxury Lunch" bestellen können und der wohl auf Wunsch auch als Ort für Trauungen gebucht werden kann. Jens ist aber nach 10 Minuten zurück - Ralf und Frank haben ein höllisches Tempo angeschlagen als wollten sie für den Transalpine-Run trainieren. Wir schlendern noch ein wenig in der Gegend herum und erfahren so, dass man auch eine "Genussgondel" buchen kann. Dort bekommt man während der Gondelfahrt der Schönjochbahn, entweder ein 6-Gänge-Menü oder ein Frühstück serviert. So versucht offenbar jede Region mit derartigen "Highligths" Gäste anzulocken. Ich bin gespannt, wo das alles noch hinführt.

Wir fahren wieder hinab nach Fiss. Ich schieße noch ein paar Bilder von der wirklich schönen "Bikers Ranch" des Hotels und bedauere wirklch, dass wir aufgrund des kühlen Wetters hier nicht einen Abend verbringen konnten - da sollten wir dann wohl noch einmal aufschlagen. Am letzten Abend besuchen wir noch einmal das Fassl-Restaurant.



Wir verlassen heute das Hotel Fernblick in Fiss und denken an die schönen Touren der letzten Tage zurück. Hier werden wir bestimmt noch einmal für ein paar Tage einchecken. Für die erste Tageshälfte ist wieder schlechtes Wetter angesagt. Wir verabschieden uns von Thomas und Ralf, die eine andere Route für die Heimfahrt ins Rheinland nehmen. In Richtung Deutschland sind wir auf dem Fernpass Richtung Allgäu unterwegs. Der gehört mit Sicherheit nicht zu meinen Lieblingsstrecken. Aber irgendwie müssen wir ja in Richtung Deutschland. Und da sind die Möglichkeiten bekanntermaßen begrenzt. Ziel des heutigen Tages ist Amberg, wo ich im Vorfeld bereits zwei Zimmer im "Knasthotel Fronfeste" gebucht habe.

Das Wetter meint es heute auch nicht gut mit uns. Die Wolken hängen tief und bei ständigem Nieselregen möchten wir schnell vorankommen. Selbst nach Füssen erscheinen die Königsschlösser nur durch einen dichten Dunstschleier. Wir passieren wieder den Foggensee und orientieren uns stramm Richtung Norden auf der B17. Ausgburg ist bald erreicht und das Wetter bessert sich langsam. Auf der sehr gut ausgebauten B2 fahren wir Richtung Nürnberg. Frank macht wie immer den Guide. Er ist offenbar so in die B2 verliebt, dass er es verpaßt rechtzeitig abzubiegen um über das Altmühltal das heutige Tagesziel zu erreichen. Aber es gilt immer das eiserne Gesetz - "Der Guide hat immer Recht". So treffen wir kurz vor Nürnberg auf die A6, die wir dann ein kleines Stück bis Altdorf fahren müssen. Hier sind es dann nur noch etwa 50 Kilometer bis Amberg.

Wir erreichen Amberg gegen 16:00 Uhr. Hier verliere ich Kontakt zu meinen drei Mitfahrern und drehe erstmal einige Extrarunden, ehe ich das Hotel finde. Wir können unsere Motorräder auf dem Hinterhof parken. Die Rezeption ist besetzt mit einer netten Angestellten des Strafvollzuges in orgineller "Wärterkleidung" - schon mal cool. Die originelle Ausstattung für den gehobenen "Schlafvollzug" kann überzeugen. Die Orginaltüren und die die gesammte Einrichtung sind der Knaller. Das ist wirklich mal eine coole Idee, um dem 300 Jahre alten Gefängnis eine sinnvolle Funktion zu geben. Das Gefängnishotel, welches mit dem Denkmalpreis ausgezeichnet wurde, ist in die historische Stadtmauer von Amberg integriert. Wir beziehen unsere Zellen, ehe wir die Erkundung der Stadt starten. In dem sehr orginellen Fränkischen Gasthaus "Kupferpfand'l" finden wir dann Platz zum Abendessen. Die Nacht verläuft ruhig, auch wenn man sich erstmal an die vergitterten Fenster und die Enge der Zelle gewöhnen muß. Aber für eine Nacht ist das allemal eine gute Wahl. Die Rheinländer schicken noch eine kurze Nachricht - sie sind gut zu Hause angekommen.



Der letzte Tag der diesjährigen Wochentour beginnt mit einem schönen Frühstück im Knast-Hotel - alles sehr Corona konform. Das Aufsichtspersonal gibt sich redlich Mühe unsere Wünsche zu erfüllen. Beim Bezahlen bekommen wir das sogar stilgerecht anstatt einer Rechnung einen Entlassungs-Schein - Cool gemacht. Wir sind, wie faßt jeden Tag, gegen 9:00 Uhr auf den Bikes. Wir wollen auch am letzten Tag die Autobahn größtenteils meiden und haben dafür eine Strecke durchs schöne Frankenland geplant. Klappi hat um 14:00 Uhr einen Klassentreffen-Termin in Naumburg , denn wir jedoch unbedingt einhalten wollen. Die Bundesstraße B299 ist für die Heimreise erste Wahl. Hier war ich schon oft unterwegs und auch heute macht es wirklich Spaß. Allerdings sind aktuell viele Baustellen zu passieren, die den einen oder andere Extra-Kilometer verursachen. Vorbei an Grafenwöhr, Kemnath und Wunsiedel sind wir um 11:00 Uhr in Schwarzenbach a.d.Saale - Zeit für eine Stärkung. Da kommt ein guter Bäcker im Netto-Markt gerade Recht. Das Wetter hat komplett umgeschlagen und so können wir uns bei der Gelegenheit einiger Sachen entledigen. Ich hole sogar die Sommerhandschuhe raus - das erste Mal während der Tour! Danach passieren wir Hof und Schleiz, wo ich mich mit Holger von Frank und Jans verabschiede, die die letzte Strecke bis Halle auf der A9 fahren wollen.

Eigentlich liegen wir optimal im Rennen, um Holgers Termin in Naumburg zu schaffen. Aber wie sagt man so schön . Erstens kommt es anders - Zweitens als man denkt. Und das heißt heute, dass wir nicht mit den noch kommenden Baustellen gerechnet haben und der Tatsache, wie manche Navis (und Bediener) damit umgehen. Kurz hinter Bad Klosterlausnitz passieren wir die A9 und peilen Camburg an. Allerdings ist dort die Straße nach Naumburg gesperrt - Umleitung. Vorbei an den Dornburger Schlössern drehen wir letztlich eine riesige Runde und stehen bald darauf wieder am gleichen Umleitungsschild. Na Klasse - also nochmal in die Richtung - irgendwo muß es ja klappen - wir haben bestimmt ein Schild übersehen. Aber Pustekuchen - es wird nich schlimmer - jetzt erreichen wir Jena und kommen so auch noch in den Genuß einer Stadtrundfahrt der thüringischen Boomtown. Zumindest stimmt die Richtung. So kommen wir endlich in Apolda an und von dort aus erreichen wir shr schnell Eckartsberga. Jetzt sind es nur noch 20 Kilometer bis Naumburg. Mit zwei Stunden Verspätung und 80 Kilometer Umweg erreichen wir schließlich die Domstadt. Ich trenne mich hier von Klappi und bin eine Stunde später zu Hause. Klappi konnte seinen Termin dann doch noch wahrnehmen. Jens und Fank waren bereits gegen 14:00 Uhr in Halle.



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