OO-CC Dolomiten

2019 Dolomiten mit Reisen&Erleben

Die Dolomiten erwarten uns während der ersten Tour des Jahres. Wie üblich steht ein Check des Bikes an. Mein Hinterreifen muß dringend gewechselt werden. Ich mache daher wieder einen Termin beim lokalen Reifendealer meines Vertrauens. Eine Woche vor Tourstart ist der neue Reifen montiert. Außerdem habe ich bereits 4 Wochen vor der Tour in neue Stiefel investiert. Diesmal fiel die Wahl auf die Daytona Trans Open GTX. Aufgrund der robusteren Beschaffenheit dieser Stiefel muß ich auch noch den Schalthebel der GS neu justieren. Auch technisch wurde wieder etwas aufgerüstet. Der Gopro wurden noch 2 Ersatzakkus inklusive Ladegerät sowie eine 64GB Speicherkarte spendiert. Da in vielen Hotels Mangel an Steckdosen ist, habe ich schließlich noch ein RAVPower Quick Charge 6 Port Ladegerät bestellt. Damit können gleichzeitig bis zu 6 Geräte geladen werden. Und die sind teilweise auch nötig um Handy, Helm-Freispechanlage, Gopro, Gopro-Fernbedienung, Powerbank und GPS-Tracker zu laden. Fünf Tage vor Tourstart schicke ich dann schließlich noch einen Koffer nach Sankt Wendel zum Reiseveranstalter. Aufgrund der prognostizierten Temperaturen packe ich extra noch eine dünne Sommer-Biker-Jacke und niedrige Daytona-Stiefel ein. Auch Klappi hat aufgerüstet. Seiner GS spendiert er ein Topcase und eine Lenker-Erhöhung. Auch er schickt fünf Tage vor Tourstart einen Koffer nach Sankt Wendel. Wir sind also bestens gerüstet.


Tag 1 - Halle - Ebersberg - 475 km


Am Sonntag, dem 23. Juni ist offizieller Tourstart. Da wir nicht den riesen Umweg über Sankt Wendel nehmen möchten, entscheiden wir uns für einen Zwischenstopp in Bayern. Ich habe im Vorfeld eine Hotel in Ebersberg gebucht. Das liegt etwa 40 Kilometer südöstlich von München. Wir starten also am 22. Juni um 10:00 Uhr in Halle. Das Wetter schaut ganz nett aus. Allerdings soll es in Bayern zu teilweise heftigen Schauern kommen. Na lassen wir uns mal überraschen. Wie im vergangenen Jahr bei der Kroatientour wollen wir wieder auf Landstraßen durch Thüringen un Bayern fahren. Die ersten 100 Kilometer sind wir jedoch auf der A38 und A9 unterwegs. Wir nehmen dann die Abfahrt "Lederhose" auf der A9. Auf der B2 führt uns der Weg auf schönen Straßen bis ins bayerische Hof. Vorbei an verträumten Orten wie Oberkotzau, Schwarzenbach, Kirchenlamitz, Weißenstadt und Tröstau erreichen wir Kemnath auf der B299. Das ist eine wunderbar ausgebaute Bundesstraße, die wirklich Spaß macht. Wir erreichen Grafenwöhr, einen Stützpunkt der US-Armee. Links und rechts des Straßenrandes zeigen Geschäfte und Gebäude deutlich amerikanischen Einfluss. Immerhin handelt es sich um einen der größten amerikanischen Heeresstandorte in Europa.

Mit Amberg erreichen wir wenig später die nächste größere Stadt. Der Himmel zieht sich bedenklich dunkelgrau zu. Sollten wir doch noch naß werden? Wir halten erstmal an einem Imbiss an. Es ist ohnehin eine längere Pause geplant. Während wir Kaffee un belegte Brötchen verzehren werfen wir einen Blick auf das Regeradarbild der Gegend. Da die besagte dunkle Wolke unmittelbar an Amberg vorbei zieht, verlängern wir die Pause um 20 Minuten. Wenn alles gut geht, können wir dann trocken weiter fahren. Und das klappt ganz ausgezeichnet. Auch die restliche Zeit bis zum Hotel Hölzer Brau lässt uns der Regen in Ruhe. Kaum im Hotel angekommen geht dann ein Gewitterguss vom Allerfeinsten runter. Wir hätten keine 10 Minuten später kommen können. Wieder mal alles richtig gemacht. So können wir in aller Ruhe unser Zimmer beziehen, ehe wir in die dem Hotel angeschlossene Pizzeria gehen. Eine wirklich gute Location mit italienischem Personal. Wir bestellen jeder eine Pizza und halbe Helle. Alles ganz ausgezeichnet. Wir holen noch einmal die Karten raus um die Route für den nächsten Tag zu besprechen. Es stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Bei guten Wetter die längere, ab viel schöne Strecke über die mautpflichtige Großglockner Hochalpenstraße oder die "normale" Route über die Felberntauern. Da sich eher regnerisches Wetter angekündigt hat, entscheiden wir uns für die "normale" Strecke. Die Großglocknerstrecke können wir dann ja vielleicht während der Rückreise in Angriff nehmen.




Tag 2 - Ebersberg - Gais - 279 km


Unsere Entscheidung, über die Felberntauern-Strecke zu fahren, wird durch den Blick auf das Regenradar bestätigt. Von Nord-Osten nähert sich ein ordentliches Regengebiet. Wir geben daher auch beim Frühstück etwas Gas, in der Hoffnung, bei einem früherem Start dem Regen ein Schnippchen schlagen zu können. So sitzen wir schon um 8:20 Uhr auf dem Motorrad. Wir steuern zunächst eine Tanke in Ebersbach an. Kaum rollen wir dort vor, beginnt es auch schon leicht zu tröpfeln. Also schnell Sprit fassen und ab Richtung Süden. Das klappt wirklich ausgezeichnet - die dunklen Wolken sehen wir erstmal nur im Spiegel. Über Bad Aibling führt die Route bis Brannenburg. Die Gegend kenne ich schon ein wenig. Bei der ersten Tour mit meinem Enkel Joshua waren wir hier im Sudelfeld. Vom Tatzelwurm aus kommend, sind wir damals in Brannenburg links abgebogen um wieder nach München zu fahren. Kurz nach Kiefersfelden sind wird dann auch schon auf österreichischem Gebiet. In Kufstein wird an einer Tanke eine Rast eingelegt, ehe es weiter auf der 173 Richtung Kitzbühel geht. Bei Mittersiel biegen wir auf die 108 ein, die uns in fast schurgerader Richtung bis Lienz führt.

Wir befinden uns auf der Felberntauernstraße. Diese ist mautpflichtig und kostet für Motorräder 10,-€uronen. Die sehr gut ausgebaute Straße bietet schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die Strecken der Dolomiten. Leider fängt es jetzt gerade an zu regnen. Wir wollen noch etwas abwarten, ehe wir die Regensachen aus dem Koffer holen. Je näher wir dem Feleberntauerntunnel, der auf einer Höhe von 1632 Metern liegt kommen, desto stärker wird der Regen. So halten wir direkt vor dem Tunnel um die Regenjacken über zu stülpen. Kaum liegt der 5282 Meter lange Tunnel hinter uns, erblicken wir auf der Osttiroler Seite blauen Himmel. Na prima - kurz hinter dem Tunnel finden wir eine schicke Raststätte, wo wir die Regenjacken sofort wieder verstauen können. Auch die Temperaturen sind hier deutlich angenehmer als auf der Salzburger Seite des Tunnels. Wir legen eine schöne Pause ein. Ich gönne mir ein herrliches Stück Streuselkuchen mit Pudding und Klappi nimmt ein Paar Wiener. Gestärkt können wir die restliche Strecke in Angriff nehmen. In Lienz verlassen wir die 108 und fahren auf die Bundesstraße 100. Wir sind nicht mehr weit von der italienischen Grenze entfernt. Es ist nicht mehr sehr weit bis zum heutigen Zielort Hotel Burgfrieden in Gais , das für die nächsten 7 Tage Ausgangspunkt für die Touren in den Dolomiten sein wird.

Vorbei an Innichen un Toblach sind wir schon bald in Toblach. Der Verkehr auf der SS49 ist schon recht ordentlich. Ich hoffe, dass wir hier nicht so oft langfahren müssen. In Bruneck biegen wir ins Arntal ein. Schon wenig später kommen wir am Hotel Burgfrieden an. Es ist 15:00 Uhr und wir sind die fast die Ersten im Hotel. Lediglich 2 Motorräder stehen auf dem Parkplatz. Wir rollen in einen großen überdachten Holzschuppen, wo wir die Bikes abstellen können. Das Hotel macht schon rein äußerlich einen sehr guten Eindruck. Wir beziehen unser Zimmer, welches einen großen Balkon hat. Optimal um unsere verschwitzten Sachen und Stiefel "auslüften" zu lassen. Der Blick vom Balkon offenbart einen traumhaften Blick. Im großen Gartenbereich befindet sich ein etwas 10 x 5 Meter großer Naturpool. Rechts daneben ein großes Blockhaus mit Sauna und Wellness-Bereich. Gleich dahinter steigen die Berge fast senkrecht an - was für ein Anblick. Ich werde in den kommenden Tagen bestimmt öfter in den Pool steigen. Bei den angekündigten Temperaturen von 35-38 Grad wird er bestimmt eine angenehme Abkühlung bieten. Wir gehen ins Foyer und tun etwas gegen die Unterhopfung. Der R&E - Transporter mit den Koffern ist noch nicht da. So unternehmen wir zunächst einen kleinen Spaziergang im Ort Gais. Wir finden ein gerade erst eröffnetes Caffee und bestellen uns ein Eis. Zurück im Hotel sind nun auch schon einige Biker angekommen und auch der Transporter mit den Koffern sind da. Alle Koffer sind bereits ausgeladen und stehen im Foyer. Während ich meinen Koffer sofort sehe, ist von Klappis Koffern nix zu sehen. Auch die Nachfrage beim Fahrer ergibt, dass keine weiteren Koffern vorhanden sind. Na Klasse - da wird wohl "Rei in der Tube" zum Einsatz kommen. Klappi fragt beim Reiseleiter nach, der sofort in Sankt Wendel anruft und auch dort die Auskunft bekommt, das Klappis Koffer noch nicht in Sankt Wendel angekommen ist. Wir haben beide den Koffern am Montag vor der Tour (also 6 Tage vor Verladung in den Transporter) bei DHL in Halle abgegeben. Klappi hat man sogar versichert, dass der Koffer einen Tag später am Dienstag beim Empfänger ankommen wird. Hier zeigt sich wieder einmal das DHL offenbar wirklich

(D)auert (H)alt (L)änger

bedeutet. Was solls - die Sachen in den GS-Koffern müssen für Klappi reichen - und den Rest macht "Rei in der Tube". Als ich gerade meinen Koffer ins Zimmer schaffen möchte, sehe ich an der Rezeption 2 Typen, die mir bekannt vorkommen. He Klaro - das sind zwei Biker, die ich während meiner ersten Tour mit R&E nach Sardinen kennen gelernt habe. Ich tippe den Zweiten auf die Schulter. Sie machen große Augen und erinnern sich offenbar auch sofort an mich. Wir drei waren die Einzigen der 2016-er Reisegruppe, die nach der täglichen Tour am späten Nachmittag zum 200 Meter entfernten Mittelmeer gegangen sind, umn dort in völliger Einsamkeit den Sonnenuntergang zu genießen. Vor der Rezeption steht wieder das obligatorische R&E - Schild. auf dem die täglichen Aktivitäten vermerkt sind. 19:00 Uhr Abendessen - da haben wir noch reichlich Zeit. Wir setzen uns auf die Terrasse, wo schon andere Tourteilnehmer beim Bierchen sitzen und fachsimpeln. Hier sind wir genau richtig. Gegen 18:30 Uhr treffen sich alle Teilnehmer auf der Terrasse - der Veranstalter gibt die üblichen Infos zur Tour, verteilt die bestellten Tour-Klamotten wie T-Shirts, Polo-Shirts oder Sweat-Shirts sowie kostenlose Accessoires wie Basecaps und Namensanstecker. Außerdem wird die Gruppeneinteilung bekannt gegeben. Klappi und ich sind beim Guide Olly in der blauen Gruppe. Außerdem noch 7 weitere Biker. Einen der Biker (Oliver) kennen wir schon von der letztjährigen Marokkotour. Er fuhr damals allerdings in einer anderen Gruppe. Kurz vor dem Abendessen lädt der "Seniorchef" des familiär betriebenen Hotels die Biker in den Küchenbereich ein. Es gibt für alle ein Glas Sekt, während er die Crew seines Hauses vorstellt und einige Bemerkungen zu den abendlichen 4-Gänge-Menüs macht. Dann geht es zum Essen. Holger und ich setzen uns mit Jürgen und Uwe ( das sind die 2 Typen der Sardinientour ) an einen Tisch. Bereits das Menü des ersten Abends lässt erahnen, das uns in der laufenden Woche noch so eininge phantastische Delikatessen der italienischen Küche erwarten werden.




Tag 3 - Rundtour 1 - 187 km


Das Frühstück im Hotel ist ebenfalls sehr gut. Der Junior-Chef haut jedem. der möchte, ein Spiegelei mit tiroler Speck in die Pfanne. Der tägliche Start zur Tour ist standardmäßig um 9:00 Uhr. Kurz vorher gibt es ein kurzes Briefing, bei dem der Guide (sehr kurz) erklärt was am aktuellen Tag so anliegt. Da das ja jetzt schon die fünfte Tour mit R&E ist, werden natürlich auch hier Unterschiede sichtbar. Während bei der letztjährigen Kroatientour der Guide (und gleichzeitig Tourleiter) Bernd anhand von Karten und Bildern sehr detailiert den geplanten Ablauf mit allen Highlights und Stopps erklärte, belässt es Olly bei einer sehr knapp gehaltenen Rede.

Heute ist eine s.g. kurze Einrollrunde von knapp 190 Kilometern geplant. Pünktlich um 9:00 Uhr startet unsere Gruppe. Ich sortiere mich mit Klappi an Position drei und vier ein. Bis auf Mario und Manuela, die gemeinsam auf einer Kawasaki fahren, sind alle anderen auf Maschinen mit dem blau-weißem Logo unterwegs. Das spiegelt auch in etwa das gesamte "Kräfteverhältnis" aller Teilnehmer wieder. Als erstes Ziel wird das Ende des Ahrntals nahe des Ortes Kasern anvisiert. Fahrtechnisch ist die Strecke nicht sehr anspruchsvoll. Die Straße endet in Kasern auf einem Parkplatz. Von hier aus geht motortechnisch nichts mehr. Wenn man gerne wandert ist man hier schon sehr nahe der Krimmler Wasserfälle und des Gerlospasses auf österreichischer Seite. Wir schießen einige Bilder von der Gegend und nehmen den Weg zurück durchs Ahrntal bis kurz hinter Sand in Taufers. Hier biegen wir rechts und fahren auf teilweise sehr schmalen Sträßchen zum Neves Stausee, wo auch die mautpflichtige Straße endet. Die letzten 300 Meter bis zur Jausenstation "Untermaureralm" sind GS-Land. Mario lässt seine Kawa lieber stehen. Zur linken liegt der tiefblaue Stausee. Die schneebedeckten Berge im Hintergrund sind ein gutes Motiv für unzählige Fotos. In der Jausenstation bestelle ich mir eine große Apfelschorle - mein Standardpausengetränk. Ich geselle mich zu Olly, der es sich in einem der vielen Liegestühle bequem gemacht hat. Genial - hier kann man aushalten - erst Recht bei dem super Wetter. Nach einer 3/4 Stunde setzen wir und langsam wieder in Bewegung.

Der Weg führt zurück bis ins Ahrntal, wo wir bei Bruneck auf die schon beschriebene SS49 fahren. Sofort macht die ganze Sache nur halb so viel Spaß - der Verkehr ist enorm. Wir biegen eine Zeit später in das Pragser Tal ein, wo wir den 1494 Meter hoch gelegenen Pragser Wildsee besuchen. Der Pragser Wildsee ist ein Teil des UNESCO-Welterbe Dolomiten und heute einer der meistbesuchten Seen in Südtirol. Die Fahrt durchs Pragser Tal lässt erahnen, was am See los sein wird - eine Auto- und Motorradkarawane wällst sich durchs Tal. Am See angekommen finden selbst wir nur mit Mühen einen Parkplatz. Ich gönne mir ein köstliches italienisches Eis. Klappi holt für uns beide ein belegtes Baguette und Apfelschorle. Nachdem wir das genossen haben schauen wir uns den wirklich imposanten See an. Ich kann verstehen, warum hier so viele Menschen sind. Alle wollen sich von dem einzigartigen Panorama inspirieren lassen. Im Netz lese ich kurz nach der Tour :

Vom 10. Juli bis zum 10. September 2019, ist das Pragser Tal von 10 bis 15 Uhr nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Für den motorisierten Verkehr gibt es eine Sperre, und zwar ab der Abzweigung der Landesstraße zum Pragser Wildsee und der Landesstraße nach Altprags.

Man möchte die Umwelt schonen, denn im Sommer 2018 hielten sich an Spitzentagen bis zu 10.000 Menschen rund um den See auf. Nun gut - haben wir ja nochmal Glück gehabt, daß wir 14 Tage eher den See besucht haben. Die Temperaturen sind mittlerweile im mittleren dreißiger Bereich. Ich hole meine alten Chopperhandschule aus dem Koffer und öffne alle Möglichkeiten an meiner Daytone-Jacke. So lässt es sich aushalten. Zum Hotel geht es so ziemlich den gleichen Weg zurück. Um 15:30 Uhr kommen wir dort an. Ich entledige mich der Sachen. Das ist heute nicht ganz so einfach wie gedacht. Mein Funktionsshirt ist recht naß und Klappi muß beim Ausziehen Unterstützung leisten. Das gleiche mit den Stiefeln. Die neuen Daytona Trans Open GTX sind noch recht steif und ich benötige beim rechten Stiefel wieder Klappis Hilfe. Bloß gut, daß er dabei ist. Da sieht man mal, das so eine "Biker-Ehe" auf Zeit doch seine Vorteile hat. Ich schlüpfe in die Badehose - ab in den Naturpool. Klappis Badehose ist im "nicht angekommenen" Koffer - Mist! Er bleibt im Zimmer und sonnt sich dann auf dem Balkon. Der Pool ist eine wirkliche Abkühlung. Kurz nach mir kommen noch einige andere Biker, die sich abkühlen möchten. Ich "belausche" zwangsläufig die Gespräche und staune nicht schlecht als einer der Biker auf die Frage, wie er das Essen im Hotel findet, mit "GETSO" antwortet. Hallo - was isst den Typ zu Hause? Ich werde am Ende des Reiseberichtes mal einige Bilder der täglichen Speisekarte und der Speisen selbst zeigen - da kann sich jeder sein eigenes Bild machen.

Ich treffe mich mit Klappi nach dem Baden auf der Terrasse um einige Bierchen zu trinken. Das schmeckt ganz lecker hat aber für 0.3 Liter mit 3.50 €uro auch einen ganz netten Preis. Immer noch keine Vergleich mit den letztjährigen 0.4 Liter Teilen in Frankreich für 7,- €uro. Das Abendessen ist wieder Spitze. Ich bin froh, dass wir mit Jürgen und Uwe am Tisch sitzen. Man kann super mit den zweien plaudern und es wird nie langweilig. Nach dem Essen sitzen wir noch bis 22:30 Uhr bei den üblichen Benzingesprächen zusammen. Die Biker unserer Gruppe, die am Ende fahren haben riesige Probleme mit Oliver, der sagen wir mal einen etwas "eigenwilligen" Fahrstiel hat. So einigt man sich mit der Tourleitung, daß Oliver mit einem Biker aus einer langsamen Gruppe tauscht, der gerne etwas zügiger fahren würde. Na schaun wir mal, wie das morgen laufen wird.




Tag 4 - Rundtour 2 - 244 km


Ich hole meine Sommerjacke und die flachen Daytona Stiefel aus dem Koffer. Bei zu erwartenden 35 Grad ist das sicher die beste Entscheidung. Heute sollen laut Tourprogramm etliche schöne Pässe der Dolomiten unter die Räder genommen werden. Ich bin alle schon einmal während der Alpentouren der letzten Jahre gefahren. Trotzdem freue ich mich, denn allein 4 der Pässe sind über 2000 Meter hoch. Wir müssen dazu wie auch in den kommenden Tagen das Ahrntal verlassen. Start ist schon um 8:45 Uhr. Heute biegen wir dann rechts auf die SS49 ab. Bei Pflaurenz überqueren wir das Flüßchen Rienz und biegen auf die SS244 ein. Bei Zwischenwasser verlassen wir auch diese Landesstraße, um auf die in der Karte weiß gefärbte Straße Rina abzubiegen, welche wenig später in die Landesstraße SP29 mündet. Es beginnt die Auffahrt zum Würzjoch - der erste 2-tausender des Tages. Die Beschilderung weist 1987 Meter aus, GPS-Geräte geben 2003 oder gar 2009 Höhenmeter an. Ich ordne den Pass daher in die Liste der Zweitausender ein. Am Scheitel des Würzjochs steht das Albergo "Ütin de Börz«", von dessen Terrasse man direkt auf die schroffe und beeindruckende Nordwand des Peitlerkofel (2874 m) blickt.

Bergab ist die Straße vom Würzjoch teilweise sehr schlecht. Höchste Aufmerksamkeit ist geboten. Wir erreichen bald den Abzweig auf die SP163 und in Gifidaun sind wir mit etwa 570 Metern am tiefsten Punkt des heutigen Tages. Es geht weiter endlang eines kleinen Flusses parallel zur Autobahn A22. Wir peilen das Grödner Joch an. Der 2121 Meter hohe Gebirgspass verbindet Gröden mit dem Gadertal bzw. die Gemeinden Wolkenstein und Corvara. Zusammen mit dem Sellajoch, dem Pordoijoch und dem Passo Campolongo bildet das Grödner Joch auch für Motorradfahrer die bei vielen Bikern bekannte Vierpässefahrt Sella Ronda. Weiter auf der SP244 sind wir auch schon kurze Zeit später auf dem Passo Campolongo (auch Campolongo-Sattel). Mit 1875 Metern ist er der niedrigste Pass der Sella Runde. Mit dem Giau Pass wartet der nächste wunderschöne Pass auf uns. Wir fahren wieder auf kleinen und kleinsten Straßen fernab der überfüllten Landes- und Bundesstraßen. Auf der SP251 legen wir Rast in der Grillbar Belvedere ein. Wir gönnen uns eine Stunde. Da ist auch Zeit für eine leckere Pasta, Kaffee und Eis. Das alles bei genialen Ausichten auf die Alpengipfel ringsherum.

Gestärkt können wir jetzt die Auffahrt zum Giau Pass in Angriff nehmen. gegen 14:20 Uhr haben wir auch dieses Pass "erobert". Aber damit ist heute noch nicht Schluss. Der Passo Valparola steht noch an. Für mich einer der schönsten Pässe der Dolomiten. Warum der Guide hier nicht anhält ist mir schleierhaft. Die bizarren Steinformationen sind sehr beeindruckend. Auch die wenige Kilometer befindliche Festung Tre Sassi ist eines der interessantesten Zeugnisse für die Fronten der Dolomiten im Ersten Weltkrieg. Genau wie am Valparola-See hätte man hier schon mal anhalten können. Ich lasse die Gruppe fahren und stoppe die Maschine. Zeit für ein paar Bilder muß allemal sein. Wir sind doch nicht auf der Flucht.

Der Weg Richtung Hotel führt uns wieder zurück nach Zwischenwasser, wo wir aber rechts abbiegen, um noch den letzten kleineren Pass des Tages zu fahren. Es handelt sich um den Furkelpass. Der 1789 Meter hohe Pass markiert auch die historische Sprachgrenze zwischen deutsch- und ladinischsprachigem Gebiet im Dolomitenraum. Er war schon sehr oft Bestandteil des Giro d'Italia und auch des Transalp Events, bei dem die Alpen mit dem Fahrrad überquert werden. Motorradtechnisch stellt er jedoch keine große Herausforderung dar. Gegen 16:30 sind wir wieder die erste Gruppe im Hotel. Heute greift sich Klappi eine gut sitzende Unterhose und wir gehen beide zur Abkühlung in der Naturpool. Danach kommt auch zum ersten Mal Rei zum EInsatz. Klappi muß kleine Wäsche machen. Es folgt das übliche Programm - Unterhopfung bekämpfen - 4 Gang Menü genießen - Benzingespräche auf der Terrasse. Die Gruppe ist super gefahren. Sicherlich auch durch den Wechsel von Oliver in eine langsamere Gruppe. Unser neuer Mitfahrer fährt eine neue Honda African Twin und sortiert sich sofort hinter dem Guide ein. In seiner Fahrweise erinnert er mich sehr an den Schraubergott Thomas. Bei den Touren mit den Wörmlitzbikern fuhr er immer an "Nummer Zwei". Er klebte förmlich am Auspuff von Frank, was zu einigen riskanten Situationen führte. So auch unser "Neuer". Egal was der Guide macht - er hängt permanent auf Schnüffelstück des Guides.




Tag 5 - Rundtour 3 - 261 km


Der ampelgesteuerte Staller Sattel wartet auf uns. Er verbindet das Antholzer Tal (Südtirol) im Westen mit dem Defereggental (Osttirol) im Osten. Der Guide weis nicht so genau wann die Ampel auf der italienischen Seite auf Grün schaltet. Ich habe zum Glück ein wenig im Netz gegugelt und so rausbekommen, dass von 30 bis 45 in diese Richtung gefahren werden darf. Umgekehrt ist von 0 bis 15 die Ampel auf Grün. Wenn alles klappt, dann sollten wir pünktlich zur Grünphase ankommen. Ansonsten hieße das eine 3/4 Stunde warten. Wir müssen bis zum Abzweig ins Antholzer Tal aber erstmal die schon bekannte SS49 ohne größeren Stau überstehen. Das klappt heute ganz wunderbar.

Im Antholzer Tal angekommen wird der Verkehr sichtlich ruhiger und wir können die Gegend mehr genießen. Vorbei am Biathlonstadion in Antholz und am Antholzer See führt die Straße stetig bergan. Als wir an der Ampel ankommen fahren wir an den wenigen Autos vorbei, um uns vorne zu positionieren. Wir brauchen nicht zu warten, denn als wir an der Ampel ankommenn schaltet diese auf Grün - Punktlandung. Warum der Staller Sattel im Ampelverkehr betrieben wird, erkennen wir schon nach wenigen Metern. Die Straßenbreite beträgt oft nur 2 Meter. Damit ist Gegenverkehr unmöglich. Außerdem ist die Auffahrt mit teilweise sehr engen Kurven und einigen Serpentinen bestückt. Ich kenne den Pass schon von einer Tour mit den Wörmlitzbikern. Vielleicht verleitet ja der nicht vorhandene Gegenverkehr mitunter zu etwas Überschätzung der eigenen Kurvenqualitäten. Heute geht es mir so. Ich gehe zu früh in eine Rechtskurve, was i.d.R. dazu führt, dass einem im Kurvenausgang die Straße ausgeht. So auch heute - ich habe plötzlich keinen Asphalt mehr unter den Rädern und rolle auch schon in einen kleinen Graben. Ich kann die Maschine aber zuum Glück halten. Da hilft nur eines - durchatmen und kräftig am Gas drehen. Sekunden später stehe ich wieder auf festem Untergrund und die Fahrt zur Passhöhe geht weiter - wenn auch ein wenig schaumgebremmst - Glück gehabt.

Auf österreichischer Seite fahren wir bis zum Örtchen Kienburg. Dort befindet sich der Abzweig in Richtung Lesach. Die Kalser Großglocknerstraße zweigt später im Ortsteil Kals/Burg ab und bringt uns in das malerische Ködnitztal, welches wohl zu den schönsten Gebirgstälern Tirols zählt. Direkt vom Parkplatz am Ende der Straße genießt man schon den schönsten Blick auf den Großglockner. Wir befinden uns in 1920 Metern Höhe und der Alpengasthof Lucknerhaus lädt zu Kaffee, Eis und Cola ein. Die Pause tut richtig gut.

Im großen Bogen fahren wir auf den Bundesstraßen 108 und 100 wieder Richtung Italien. Kurz vor der Grenze zweigt eine kleine Straße in Richtung Norden ab. Hier geht es zur Jausenstation Unterstalleralm, die wir noch besuchen möchten. Die Station Alm liegt auf 1673 Metern Höhe. Viele Wanderer und Radfahrer begegnen uns während der schönen Fahrt zu Jausenstation. Das Speisenangebot hier ist hervorragend. Ich nehme eine frische Buttermilch mit Heidelbeeren und eine Vesperplatte mit Käse, Wurst und Schinken - Supi ! Als wir eine knappe Stunde später die Alm verlassen kommt gerade die Gruppe von Kalle vorgefahren. Wir begrüßen Uwe und Jürgen.

Wir müssen die ganze Strecke bis zur Bundesstraße 100 zurück. Keine zehn Minuten später sind wir dann auch schon wieder auf der "geliebten" SS49. Einen anderern Weg in Ahrntal gibt es leider nicht. Kurz vor 16:00 Uhr sind wir wieder im Hotel. Es bleibt somit reichlich Zeit um den kühlenden Pool (Olaf) zu besuchen und kleine Wäsche (Klappi) zu machen. Ein rundrum gelungener Tag.




Tag 6 - Rundtour 4 - 235 km


Mit vier Zweitausendern gehen wir heute quasi die Königsetappe der Tour an. Und das heißt - ihr ahnt es schon - erstmal wieder auf der SS49 vorwärts kommen. Erst in Toblach verlassen wir diese und biegen auf die SS51 ab. In Schluderbach verlassen wir auch diese Straße. Die letzten Kilometer bis zum Lago di Misurina sind dann auch schon bald geschafft. Von hier aus sind es noch knapp 10 Kilometer bis zu den Drei Zinnen. Die steilen Nordwände gehören zu den bekanntesten Landschaftsbildern der Alpen und gelten als Wahrzeichen der Dolomiten. Ich war mit den Wörmlitzbikern während der Alpentour 2014 schon einmal dort oben. Das einzigartige Panorama gehört zu den schönsten die ich bisher in den Alpen vorgefunden habe. Da möchte ich gerne noch einmal hoch. Aber dem Guide sind die 20,-€ Maut offenbar zuviel und er will mit der Gruppe lediglich am See ein Päuschen machen. Wer unbedingt hochfahren möchte, kann das gerne tun. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und gemeinsam mit Klappi rollen wir los. An der Mautstation gesellt sich noch Matthias aus unserer Gruppe dazu. Oben angekommen herrscht schon reges Treiben. Ein Ordner öffnet eigens für uns eine Absperrung und wir können zum höchstgelegenen der 3 Parkplätze fahren. Holger und Matthias sind genauso begeistert von den sich bietenden Aussichten. Ich verstehe bis heute nicht, warum kein weiterer Biker der Gruppe den Weg dort hoch genommen hat. Vielleicht fehlte es da auch an einer entsprechenden Information durch den Veranstalter. Uns kann's egal sein - wir sind oben und schießen Unmengen Bilder ehe es wieder zum Lago di Misurina hinab geht. Der ganze "Ausflug" dauert eine knappe Stunde. Die Gruppe wartet schon auf uns.

Der Giau Pass wird heute mal von der anderen Seite befahren. Die Pässe-Orgie ist damit aber noch lange nicht zu Ende. Es folgen der Fedaia Pass, das Sellajoch, und das Grödnerjoch. Alle Pässe sind wunderschön zu fahren und auf der Passhöhe bieten sich wie imnmer herrliche Ausblicke, die natürlich nach Fotos schreien. Während sich in den Tälern die Temperaturen schon so langsam der 40 Grad Marke nähern, sind es hier oben auf den Pässen in der Regel 10 Grad weniger. Da kann man es gut aushalten. Die SS244 führt uns nach dem Grödnerjoch durch idyllische Südtiroler Gadertal. Wie auch schon an den vergangen Tagen sind wir relativ früh wieder im Hotel. Für meinen Geschmack hätten die Touren ruhig etwas länger gehen können. Damit meine ich nicht die reine Kilometerzahl. Nein - ein paar mehr gemütliche Päuschen für einen Espresso oder Eis wären allemal drin gewesen. Aber man kann es bekanntlich nicht allen Recht machen. Während die einen am liebsten nur auf dem Bike sitzen wollen, die anderen jedes Blümchen am Straßenrand auf dem Foto verewigen möchten, wollen wiederum andere sich Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecke anschauen. Ich finde, hier hat der Veranstalter mit der Tourplanung einen ganz ordentlichen Kompromiss hinbekommen.

Natürlich gehe ich auch heute wieder zur Abkühlung in den Naturpool. Der Spaß wird (wie übrigens auch schon am Vortag) jedoch etwas getrübt. Einige Biker (ein wenig jünger als ich) haben einen Bluetooth-Lautsprecher mit an den Pool geschleppt, aus dem irgendso ein neumodisches Zeug dudelt. Na prima - anstatt die Idylle dieses genialen Ortes zu genießen, beschallen die Jungs die Umgebung. Die dazu gehörigen Unterhaltungen sind auch etwas speziell. So ziehe ich es vor, mich nach der Abkühlung möglichst schnell ins Hotel zu verziehen. Die Zeit bis zum Abendessen ist Bier-Time .... Dann wartet schon wieder ein geniales 4-Gang-Menü auf uns ... Ohh mein Bauch ... Heike schreibt per Whatsapp, dass ich höchstwahrscheinlich mit offener Jacke nach Hause fahren werde.




Tag 7 - Rundtour 5 - 286 km


Eigentlich sollte die Tour über Bozen und Meran führen. Die zu erwartenden Temperaturen von knapp 40 Grad veranlassen den Guide uns eine alternative Route vorzuschlagen. Sie soll über den Jaufenpass bis zum Timmelsjoch führen. Dann wieder zurück mit einem Abstecher zum Penser Joch und schließlich auf dem Heimweg über die Pustertaler Sonnenstraße. Schon wieder Pässe fahren! Aber was macht der Biker lieber? Alle sind einverstanden. Natürlich alles streng geheim. Denn Abweichungen von der geplanten Route werden offenbar von der Firmenleitung nicht so gern gesehen. Allerdings fahren die anderen Gruppen wohl die gleiche Strecke. Da ist es mit der "Geheimhaltung" sicher nicht weit her.

Heute biegen wir dann in Bruneck rechts auf die SP40 ab. Die Sonnenstraße nehmen wir schon auf der Hinfahrt. Diese kleine und oft sehr schmale Straße hätte man auch weglassen können, da der Straßenzustand wirklich nicht sehr gut ist. Bei Niedervintl kommen wir wieder auf die SS49. Die ist zwar vom Zustand supi, aber der schon einige Male erwähnte Verkehr löst keine Freude bei mir aus. Bei Schabs biegen wir auf die SS12 ein. Kurz hinter Sterzing beginnt die Strada Statale 44 del Passo di Giovo, die direkt zum Jaufenpass führt. Die kurvenreiche Strecke besitzt 22 Kehren und verbindet auf einer Höhe von 2094 Metern das Passeier mit dem Ratschingstal. Der Pass war im Rahmen der Sieben-Ländertour 2010 mein erster Zweitausender, den ich damals noch mit meiner Yamaha Wildstar 1700 bezwungen habe. Ich erinnere mich noch deutlich an das Kratzen der Trittbretter in jeder Kehre. Heute ist das alles anders. Meine GS ist für dieses Terrain gebaut. Kein Vergleich zu der beschwerlichen Auffahrt 2010. Es macht einen Heidenspass die Kurven und Kehren "hochzubrettern".

Die Abfahrt ist auch kurz und kurvenreich. Die 1400 Meter bergab sind schnell geschafft. Es geht aber sofort wieder bergan - das Timmeljoch wartet auf uns. Sicher einer der schönsten Pässe der Alpen, die man als Biker erklimmen kann. Wir wollen nur bis zum zentralen Parkplatz und nach einer Pause dann wieder in entgegen gesetzter Richtung hinab. Die Höhenangaben für diesen Pass schwanken je nach Quelle von 2474 bis 2509 Meter. Egentlich egal - die Fahrt hinauf ist immer wieder ein Genuß - es sei denn, man fährt wie 2014 in strömendem Regen über diesen Pass. Heute bin ich zum vierten Mal auf der Passhöhe. Und das bei einem Traumwetter. Die Schneemassen an den Straßenrändern während der Auffahrt sind noch erheblich. Oben angekommen schieß0 ich einige geniale Bilder.

Nach der Pause führt uns der ganze Weg zurück. Also zurück ins Tal - 1700 Meter bergab - hinauf zum Jaufenpass und wieder 1200 Meter bergab. Kurz hinter Sterzing beginnt schließlich die Auffahrt zum Penser Joch. Das Penser Joch (italienisch Passo di Pennes) ist ein Gebirgspass in Südtirol im Norden von Italien. Er verbindet auf 2211 Metern das Sarntal mit dem Wipptal bei Sterzing. Der Belag ist bombig, die Kurven übersichtlich und selbst die Kehren sind zügig zu fahren. Fahrspass pur. Oben am Pass bietet ein Gasthaus die Möglichkeit zur Einkehr und von der Passhöhe aus geniesst man einen hervorragenden Rundumblick zurück in’s Pensertal und gegenüber hinein in’s Eisacktal. Der Guide hatte am Morgen sehr nebulös kommuniziert, dass man das Penser Joch hoch und runter fahren wolle. Klappi und ich haben das nicht so recht geschnallt und so fahren wir nach einigen Kilometern bergab wieder hinauf zur Passhöhe wo der Rest der Gruppe nach einigen Minuten auch wieder aufschlägt. Wir machen kurz Pause. Die Gruppe will anschließend nach der Abfahrt noch mal tanken. Klappi und ich auf den Adventures haben noch reichlich Benzin im Tank. Daher verabschieden wir uns von heute von der Gruppe und fahren zu zweit ins Hotel zurück. Wir meiden jetzt aber die Sonnenstraße und fahren direkt zum Hotel. Direkt in Gais holen wir uns aus einem Euro Spar noch einige eiskalte Radler und verspeisen ein leckeres Stieleis. Es folgt der der nicht übliche Ablauf im Hotel .....

Heute ist großer Grillabend im Hotel. Der findet in der großen Holzgarage neben dem Hotel statt. Dort stehen sonst immer einige Bikes der Teilnehmer. Heute ist alles schöne eingedeckt. Der Metre des Hauses erklärt kurz was geplant ist. Die Crew des Hauses arbeitet wirklich traumhaft zusammen. Im Tourvideo wird einiges davon zu sehen sein. Das Grillzeug ist, wie nicht anders zu erwarten, Klasse. Danach kann am kalten Bufett noch Käse und Obst genascht werden. Zum Abschluß wird selbstgemachtes Eis angeboten - Alles Super !

Leider hat es Jürgen mit Defekt an seiner seiner KTM Super Duke erwischt. Die Kupplung hat den Dienst versagt. Zum Glück hat sein Bike einen s.g. Quickshifter (heist bei der neuen GS Schaltautomat), der es ermöglicht die Gänge ohne kuppeln zu wechseln. So kommt er wenigstans ins Hotel zurück und kann sich um die Reparatur des Motorrads kümmern. Schon am Abend wird die Maschine zur Werkstatt transportiert und soll morgen in Bozen in einer Fachwerkstatt repariert werden. Wahrscheinlich ist eine nicht ordnungsgemäß durchgeführte Entlüftung der Kupplung die Ursache. Somit kann er morgen auch nicht an der geplanten Runde teilnehmen. Ich will gemeinsam mit Klappi, Uwe, Ralf und Rita zur Seiser Alm fahren und dabei noch einige Pässe mitnehmen.




Tag 8 - Freier Tag - Rundtour 6


Die Route für den freien Tag haben wir am Abend kurz besprochen. Pünktlich um 8:45 starten wir. Ich übernehme für den heutigen Tag die Funktion des Guides. Ich habe einige Ziele im Navi programmiert, welche wir der Reihe nach anfahren möchten. Zeit und Locations für Pausen wollen wir live entscheiden. Der erste Pass, den wir ansteuern, ist mal wieder der Furkelpass. Dort halten wir diesmal kurz an um einige Bilder zu schießen. Auf der Liste an zweiter Stelle steht das Würzjoch, welches wir während der Tour ja schon mal angefahren sind. Ich schlage ein zügiges Tempo an und hoffe, dass Uwe (der bisher ja in der schnellen roten Gruppe von Kalle gefahren ist) sich am Ende des Tages nicht gelangweilt hat. Auf seiner Fireblade macht der 68-jährige Oldie eine wirklich gute Figur. Die weitere Fahrt Richtung Seiser Alm führt mich das Navi über die schmalsten Straßen, die wir in den letzten Tagen gesehen haben. Die führen durch dichte Wälder und schlägeln sich ständig bergan. Plötzlich stehen wir vor einem großen Verbotsschild. Zufahrt zur Seiser Alm nur für berechtigte Person. Zu denen zählen wir leider nicht. Wir beratschlagen kurz und entscheiden uns für die Umkehr. Genauer gesagt steuern wir das nur wenige Kilometer entfernte Kastelruth an.

Dort ist Zeit für eine ausgiebige Pause in einer Pizzeria. Ralf nimmt Nudeln mit Pilzen, während die anderen sich mit bombastischen Eisbechern abquälen. Nach einer guten Stunde wollen wir weiter. Ralf kennt die Gegend von einer früheren Tour und schlägt als Weg zum Penser Joch die Route über den Rittenpass vor. Die nette Bedienung ist dabei sehr hilfreich und erklärt und den besten Weg zu diesem Pass. Der Hausberg beziehungsweise der Hausbergrücken der Bozener ist der Ritten. „Den“ Rittenpass, Passo del Renon, wie es manchmal zu lesen ist, gibt es wohl eigentlich nicht. Genau genommen sind es mehrere Straßen, die man aus verschiedenen Richtungen über den Ritten befahren kann. Alle haben eines gemeinsam - sie sind ausgenommen kurvig und die meisten sind schmal, sehr schmal. Gegenverkehr kann einen manchmal selbst mit dem Motorrad zum Anhalten zwingen. Das Navi spinnt zwar ab und zu und wir müssen auch mal einige Kilometer zurückfahren, da wir die richtige Abbiegung verpaßt haben. Trotzdem macht der kleine, eher unbekannte Pass richtig Spaß.

Die Weiterfahrt unserer Rundtour erfolgt nach Norden ins Sarntal in Richtung Penser Joch, das wir heute aus südlicher Richtung anfahren. Genau wie von der Nordseite ist die Straße auch hier sehr gut ausgebaut. Sie gehört zweifelsohne zu den schönsten, auf der wir in dieser Woche gefahren sind. Auf der Passhöhe legen wir wieder eine schöne Pause ein, ehe es den gleichen Weg, wie am gestrigen Tag zurück ins Hotel geht. Ich bin froh, dass ich den Job als Tages-Guide ganz ordentlich gemneistert habe. Uwe sagt am Abend zu Jürgen, das die altern Herren es ganzschön krachen gelassen haben und das Tempo der Kalle-Gruppe nicht nachsteht. Die KTM von Jürgen ist auch wieder da. Er ist mitr dem Taxi nach Bozen gefahren, um das Teil abzuholen. Die Ursache für den Kupplungsausfall war die vermutete schlecht durchgeführte Entlüftung bei der letzten Inspektion. Na da kann sich der KTM-Dealer warme Sachen anziehen.

Kurz vor dem letzten 4-Gang menü versammeln sich noch einmal alle Biker auf der Terrasse. Der Tourleiter zieht ein kurzes Resümee und bedankt sich vor allem bei der Junior-Cheffin des Hauses für die rundum gelungene Versorgung der Tourteielnehmer. Anschließend gibt es das letzte 4-Gang Menü. Die Biker, die mit dem Motorradhänger angereist sind, verzurren bereits eifrig ihre Bikes. Einige wollen schon Nachts um 2:00 Uhr losfahren - O.K. die müssen auch bis an die Nordsee. Klappi und ich gehen es ruhig an. Wir wollen wie immer gegen 7:15 Uhr aufstehen und um 8:30 ist der Start geplant. Immerhin wartet mit dem Großglockner noch ein letztes Highlight. Wir verabschieden uns von Uwe und Jürgen, die schon etwas eher starten wollen. Wir wollen auf jeden Falle über die Whatsapp-Gruppe "Ost-West-Rocker" in Verbindung bleiben. Vielleicht sehen wir uns ja auf einer der nächsten Touren, die wir mit R&E fahren wieder - uns würde es freuen.




Tag 9 - Gais - Simbach


Die Entscheidung, die Großglockner Hochalpenstraße am Ende der Tour in Angriff zu nehmen, war goldrichtig. Heute ist wieder Kaiser-Wetter angesagt und da paßt es ausgezeichnet, dass wir an solch einem Tag die Königsettappe der Tour angehen. Wir lassen uns das letzte Frühstück im Hotel Burgfrieden munden und starten wir beschlossen um 8:30 Uhr. Es folgt zum letzten Mal das Gezuckele auf der SS49. Bis Lienz geht das so. Hier nehmen wir die Bundesstraße 107, die uns bis Bruck führen wird. Die Glocknerstraße verbindet als hochalpine Gebirgsstraße die beiden österreichischen Bundesländer Salzburg und Kärnten. Die mautpflichtige Straße führt von Bruck über die beiden Gebirgspässe Fuscher Törl und Hochtor (Tunnelportal 2504 m ü. A., historische Passhöhe 2576 m ü. A.) nach Heiligenblut am Großglockner und hat Abzweigungen zur Edelweißspitze und zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Sie ist die höchstgelegene befestigte Passstraße in Österreich. Die Maut beträgt mitlerweile 26,50 €uro und ist damit die höchste Maut für eine Passstraße in den Alpen. Aber jeder Euro ist es aus meiner Sicht Wert.

Die Straße ist hervorragend ausgebaut und bietet Panoramen vom Allerfeinsten. Mit jedem Höhenmeter ändert sich die Gegend. An den Straßenrändern türmen sich oft noch meterhohe Schneebarrieren auf und Vegetation zeigt zunehmend alpinen Charakter. Wir nehmen den Abzweig zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Von hier aus hat man einen traumhaften Blick auf den Glockner und den Pasterze Gletscher. Hier werden Bilder für die Ewigkeit gemacht. Es folgen mehere Stopps für Fotos, ehe wir zur Edelweißspitze abbiegen. Die Edelweißstraße ist eine 1,6 km lange Stichstraße und Teil der Großglockner-Hochalpenstraße. Die Stichstraße führt im Bereich des Fuscher Törls auf die Edelweißspitze, dem höchsten Punkt der Großglockner-Hochalpenstraße. Die Strecke weist sechs Kehren und eine Maximalsteigung von 14 % auf. Insbesondere für Motorrad- und Fahrradfahrer gilt der Gipfel als lohnendes Ziel. Der Belag ist gepflastert und hier ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Zumahl offenbar einige Autofahrer von der Steigung und Enge der Kehren überrascht sind. Als wir oben ankommen ist es eine wahre Kunst sich zwischen den hunderten Autos und Motorrädern durchzuschlängeln, um noch einen Parkplatz zu ergattern. Der Blick von der runden Aussichtsplattform offenbart ein einzigartiges 360 Grad Panorama. Zeit für eine Pause. Wir bestellen eine Gulaschsuppe und eine Apfelschorle. Jetzt geht es wieder bergab über herrlich geschwungene Straßen und Serpentinen. Man merkt deutlich, daß heute Wochenende ist, den sehr, sehr viele Biker aus der Region nutzen das Traumwetter zur Fahrt über die Traumstraße.

Das heutige Ziel ist das Hotel Murauer in Simbach. Das haben wir gestern Abend bereist über Booking gebucht. Hoffentlich sind die 2 Einzelzimmer auch frei, denn als wir vor 2017 mit den Wörmlitzbikdern dort drei Zimmer gebucht hatten, waren die Zimmer andersweitig vergeben. Na schaun wir mal. Als wir wieder im Tal ankommen, steigen die Temperaturen wieder auf 37 Grad. Ich versuche oft mit offenem Helm zu fahren. Das hilft auch nur bedingt, denn man hat eher das Gefühl, als wenn man sich mit einem Fön ins Gesicht bläst. Außerdem hat der Schuberth-C3 Helm die unangenehme Eigenschaft, dass das Visier bei Geschwindigkeiten ab 80 km/h automatisch zuklappt. Das soll angeblich ein Sicherheits-Feature sein. Warum überlaßt Schuberth die Entscheidung nicht mir?

Heute klappt es mit den Zimmern im Hotel. Es ist noch früh amm Tag und nach dem Checkin haben wir reichlich Zeit, um im Biergarten die leckeren bayerischen Speisen und Getränke zu probieren. Wie immer in Bayern ist das Bier lecker und die Preise sehr moderat. Wir checken noch einmal die Karten und planen für morgen eine Tour auf Landstraßen durch Bayern, Tschechien und das Vogtland.




Tag 10 - Simbach - Halle - 462 km


Nach einer derartigen Tour in einer der schönsten Bergwelten Europas fällt es immer schwer, noch einige Zeilen über den letzten Tag der Heimreise zu formulieren. Aber auch der letzte Tag hat noch einige schöne Momente zu bieten. Dazu zählen vor allem die super ausgebauten Landstraßen in Bayern. Hier zu fahren macht wirklich viel Spaß. Auch der kurze Abstecher nach Böhmen ist toll. In Tschechien angekommen legen wir an einer Tanke eine kleine Pause ein. Die Tanks der Adventures werden mit preiswerten Benzin befüllt und der Magen bekommt ein Eis zu Gesicht. Wie in Österreich sind die Benzinpreise auch hier deutlich günstiger als in Deutschland. Kein Vergleich zu den Preisen in Italien, wo teilweise über 1.80 €uro für den Liter super aufgerufen wurden. Weiter geht es in Richtung deutsche Grenze. Mein Navi führt mich wieder über wunderbare kleine, oft auch kurvige Sträßchen. Das geht auch im Vogtland so weiter. Bei Greiz halten wir noch einmal an einem Imbiss. Um 15:30 Uhr sind wir wieder in Halle. Ich nutze das schöne Wetter und bringe die Maschine wieder auf Hochglanz. Auch der Abend paßt super. Die Nachbarn waren an der Ostsee und wie üblich wird Räucherfisch mitgebracht. Zu sechst sitzen wir ab 20:00 Uhr gemütlich beisammen, vertilgen den Fisch, trinken ein paar Flens und Kümmel und berichten über die Urlaube und Touren.

Am Ende der ersten diesjährigen Tour stehen 3045 Kilometer auf dem Kilometerzähler. Tolle zehn Tage liegen hinter uns. Wir haben wieder viele nette Mitfahrer kennen gelernt. Schon Mitte August wartet die nächste Tour auf uns. Wir fahren mit R&E nach Andorra, um dort Sternfahrten in den französischen und spanischen Phyrenäen zu unternehmen. Vorher muß ich mit meiner GS noch zur Siebzigtausender Durchsicht. Außerdem muß noch ein neuer Vorderreifen aufgezogen werden.